Synodale haben für den Bildungscampus gestimmt

Thorsten Latzel
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Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Zukunft der kirchlichen Bildung
Synodale haben für den Bildungscampus gestimmt
Die Unklarheit hat ein Ende. Vorerst. Die Sondersynode der rheinischen Kirche hat sich mit großer Mehrheit für ein Fortführen der Kirchlichen Hochschule Wuppertal als Bildungscampus ausgesprochen. Diese Option wird nun von einer Steuerungsgruppe bis Ende des Jahres geprüft und der regulären Synode im Februar 2025 vorgelegt - dort heißt es dann: Daumen hoch oder Daumen runter. Wie wird qualitative theologische Bildung in Zukunft aussehen? Präses Thorsten Latzel ist selbstbewusst: "Wir machen eine theologische Qualitätsoffensive."

Eines wurde schon am Anfang der Sondersynode deutlich, die gestern Abend mit einem klaren Beschluss ihr Ende fand. Alle Fragen zur Zukunft der Kirchlichen Hochschule Wuppertal (KiHo) würde man nicht klären können. Das große Thema der Haushaltskonsolidierung in der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) fängt gerade erst an und wird auf der regulären Synode im Februar 2025 ein Stück weit geklärt werden.

Mit 150 Ja-Stimmen, 14 Stimmen dagegen und 16 Enthaltungen stimmten die Synodalen für die Zukunft der KiHo als Bildungscampus - wohlgemerkt für das Prüfen dieses Konzeptes. Entschieden wird auf der kommenden Synode im Februar. "Da merkt man eine große Leidenschaft für die Theologie", sagte der rheinischer Präses Thorsten Latzel begeistert und die Erleichterung war den Synodalen größtenteils anzumerken. "Wir begrüßen den Beschluss der Landessynode", sagte KiHo-Rektor Markus Mühling. "Er gibt uns die Chance, die Zukunft der KiHo mitzugestalten und unsere Expertise in Forschung und Lehre als wissenschaftliche Hochschule in den Entwicklungsprozess eines theologischen Bildungscampus einzubringen."

Der Bildungscampus sieht inhaltlich die Verschränkung der theologischen Forschung, Lehre und Praxis vor sowie die theologische Bildung verschiedener kirchlicher Berufsgruppen und die interprofessionelle Vernetzung, beginnend mit Studium und Ausbildung. Zielgruppen des Bildungscampus sind beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitende, Studierende sowie theologisch Interessierte. Nach Einschätzung des Finanzausschusses wird die Landeskirche 2031 nur noch die Hälfte der derzeit von der EKiR für die Arbeit der Kirchlichen Hochschule Wuppertal bereitgestellten Mittel aufbringen können.

Signalwirkung in der Bildungslandschaft

Bis zum Ende des Jahres 2024 soll nun eine Steuerungsgruppe das Konzept für die Hochschule ausarbeiten. Eine herausfordernde Aufgabe - darüber herrschte Einigkeit bei den Synodalen in der gestrigen Zoom-Konferenz. Sie werden nun bis Ende des Jahres prüfen, ob dieses Modell wirklich nachhaltig ist. Volker Harmann von der EKiR, Vorsitzender des Kuratoriums der KiHo, bei einer heutigen (12. Juni) Pressekonferenz: "Es ist unwahrscheinlich, dass es zur Synode im Frühjahr auf alle Fragen schon finale Antworten geben wird." Dem stimmte Latzel zu: "Aber es gibt schon viele Ideen."

Das Modell des Bildungscampus hat Signalwirkung. Andere Einrichtungen in der evangelischen Bildungslandschaft werden voraussichtlich nachziehen, wenn sich die Hochschule in Wuppertal in dieser Form durchsetzt. "Eines der Potentiale des Bildungscampus steckt darin, dass wir verschiedene Personengruppen - berufliche und ehrenamtliche - ansprechen und Bildung und Theologie bieten können. Das ist eine große Chance und ein innovativer Weg, auf den wir uns begeben", so Harmann.

Was ist der Mehrwert eines Bildungscampus?

Kirche müsse künftig mit weniger finanziellen Mitteln auskommen und gleichzeitig die Sprachfähigkeit kirchlicher Mitarbeiter stärken, sagte Latzel bei der Pressekonferenz. Kürzen alleine reiche nicht. "Wir müssen etwas Neues entwickeln." 17 staatliche Universitäten mit einem breiten theologischen Angebot gibt es derzeit. "Das brauchen wir nicht zu doppeln", so Latzel. "Wir brauchen ein Alleinstellungsmerkmal. Das werden wir nun herausarbeiten." Was ist mit den Hochschulrechten der KiHo, Promotion und Habitilation? "Ob die gewahrt werden können, müssen wir jetzt klären", sagte Latzel dazu. Wie sieht es mit dem Masterstudium aus? Dieser Weg ist für Quereinsteiger gedacht, die schon ein Studium haben und Berufserfahrung haben. Hier sieht Latzel den Schwerpunkt des Bildungscampus eindeutig eher bei der Vernetzung. "Wir wollen kein Doppelangebot zum Angebot, dass es schon gibt." 

Über die Zukunft der Kirchlichen Hochschule beriet seit vergangenen Donnerstag die Sondersynode der rheinischen Kirche. Das Kirchenparlament entschied angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen und rückläufiger Studierendenzahlen über vier Optionen: Fortführung und Weiterentwicklung der KiHo, Schließung zum nächstmöglichen Termin, Schließung und Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal oder Transformation in den "Theologischen Bildungscampus".

Die KiHo Wuppertal ist eine selbstständige, staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der rheinischen und der westfälischen Kirche. Finanziert wird sie größtenteils von der rheinischen Landeskirche, die dafür jährlich knapp 2,8 Millionen Euro aufwendet. Die Evangelische Kirche von Westfalen steuert derzeit jährlich 750.000 Euro bei, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) 720.000 Euro. Gegründet wurde die KiHo 1935, in der Zeit des Kirchenkampfes, von der Bekennenden Kirche. Sie wurde von den Nationalsozialisten verboten und nach dem Zweiten Weltkrieg wiedereröffnet.

Für die Synodalen von Barmen sei es vor 90 Jahren ein schlüssiger nächster Schritt gewesen, "diese unabhängige kirchliche Hochschule auf den Weg zu bringen, als Umsetzung ihrer Zeitansage in der Barmer Theologischen Erklärung", sagte Oberkirchenrätin Wibke Janssen im Eröffnungsgottesdienst der Synode. "Die staatlichen theologischen Fakultäten waren ideeller und personeller Gleichschaltung unterworfen, deshalb musste es eine unabhängige Hochschule geben."

Eine grundlegende Entscheidung zu der Hochschule stand an, weil der Trägervertrag eine Kündigung des bisherigen Konstrukts zu Ende 2025 ermöglicht. Die westfälische Kirche kündigte im Zuge ihrer Haushaltskonsolidierung bereits an, ihren Beitrag an die KiHo "deutlich" zu verringern. Die EKD beschloss schon 2020, ihren Zuschuss bis 2030 schrittweise um insgesamt 30 Prozent auf 560.000 Euro zu reduzieren.