Berlin, Bogotá (epd). Nach mehr als 17 Jahren Verhandlungen ist der US-Bananenkonzern Chiquita wegen seiner Verbindungen zu Paramilitärs in Kolumbien zu einer Schadenersatzzahlung in Millionenhöhe verurteilt worden. Das Unternehmen muss 38,3 Millionen US-Dollar an die Familien von acht Opfern zahlen, die von der rechtsextremen Miliz „Vereinigte Selbstverteidigungskräfte Kolumbiens“ AUC getötet wurden, wie das Gericht am Montagabend (Ortszeit) im US-Bundesstaat Florida laut der kolumbianischen Zeitung „El Tiempo“ entschied.
Das Gericht warf Chiquita vor, die AUC wissentlich finanziell unterstützt zu haben. Die Argumentation des Unternehmens, es habe sich um Schutzgelder gehandelt, mit denen eine unmittelbare Bedrohung des Unternehmens und seiner Mitarbeiter verhindert werden sollte, verwarf das Gericht. Das Bananenunternehmen zahlte den Paramilitärs von 1997 bis 2004 demnach rund 1,7 Millionen Dollar. Das Geld habe dazu gedient, die Präsenz der Bewaffneten vor allem in der nordwestlichen Bananen-Anbauregion Urabá im Departement Antioquia und im Departement Magdalena zu erhöhen.
„Dieses Urteil sendet eine deutliche Botschaft an Unternehmen auf der ganzen Welt, die auf Kosten der Menschenrechte Profit machen, sagte der juristische Direktor der Nichtregierungsorganisation EarthRights International, Marco Simons, laut “El Tiempo„. “Ihre Handlungen werden nicht ungestraft bleiben.„ Ein Vertreter der Opferfamilien betonte: “In diesem Prozess ging es um Gerechtigkeit und Wiedergutmachung, für die wir seit 2007 kämpfen." Die Verhandlungen hätten sich so lange hingezogen, weil Chiquita immer wieder den Prozess verzögert habe.
Wegen ähnlicher Vorwürfe war Chiquita bereits 2007 zu einer Geldstrafe von 25 Millionen Dollar verurteilt worden. Das Unternehmen hatte sich damals schuldig bekannt, zwischen 2001 und 2004 Schutzgelder für die Sicherheit seiner Beschäftigten gezahlt zu haben. Es gibt noch weitere Klagen von Opfern, die noch anhängig sind.
Die paramilitärische Gruppe AUC ist einer der Hauptakteure des Bürgerkriegs in Kolumbien. Die Gruppe wird für mindestens 25.000 Morde verantwortlich gemacht. Die USA und die EU stufen die AUC als Terrororganisation ein. Bei dem Konflikt zwischen Staat, mehreren Guerilla-Gruppen, paramilitärischen Milizen und Drogenkartellen sind seit Beginn in den 1960er Jahren etwa 300.000 Menschen getötet und rund sieben Millionen vertrieben worden.