Johannesburg (epd). Mit der Parlamentswahl vom Mittwoch steht Südafrika vor einer Weichenstellung. Gut 27,5 Millionen Wählerinnen und Wähler waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben, um die künftige politische Richtung mitzubestimmen. Erstmals seit der Einführung der Demokratie 1994 muss die Regierungspartei African National Congress (ANC) um ihre absolute Mehrheit bangen. Hohe Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Korruptionsskandale haben den ANC Vertrauen gekostet. Das Endergebnis soll spätestens am Sonntag verkündet werden.
Es sind die siebten demokratischen Parlamentswahlen des Landes. Insgesamt 52 Parteien kandidierten für den Einzug ins Nationalparlament. Vor der Wahl hatte es viele Parteineugründungen gegeben. Gewählt wurden am Mittwoch auch die Provinzparlamente.
Bereits in den frühen Morgenstunden bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen. Nach ersten Informationen verlief die Abstimmung weitgehend friedlich. Ein hohes Aufgebot an Polizeikräften sorgte rund um die Wahllokale für Sicherheit. Bereits am Montag und Dienstag hatten einige Wahllokale geöffnet, um Kranken und Personen mit eingeschränkter Mobilität die Möglichkeit zu geben, ihre Stimme abzugeben. Auch war der Wahltag zu einem Feiertag erklärt worden, um die Teilnahme an der Wahl zu erleichtern.
Zum ersten Mal konnten auch unabhängige Kandidatinnen und Kandidaten antreten. Dies hat zur Folge, dass die wahlberechtigte Bevölkerung dieses Mal drei Stimmen abgeben konnte. Aufgrund der Neuerung wird damit gerechnet, dass die Auswertungen mehr Zeit als üblich in Anspruch nehmen. Die gewählten Mitglieder der Nationalversammlung müssen sich innerhalb von 30 Tagen auf ein neues Staatsoberhaupt einigen.
Südafrika ringt mit einer Arbeitslosigkeit von 41 Prozent. Viele Basisdienste wie die Stromversorgung sind mangelhaft. Dennoch ist es ein ressourcenreiches Schwellenland mit einer gut entwickelten Industrie und gilt als Wirtschaftszentrum auf dem afrikanischen Kontinent.