Genf (epd). Immer mehr Menschen sind in Haiti laut dem UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, Opfer der eskalierenden Banden-Gewalt. Allein im Januar seien mindestens 806 Personen, die nicht an den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den bewaffneten Gruppen beteiligt waren, getötet, verletzt oder entführt worden, erklärte Türk am Freitag in Genf. Darüber hinaus seien in dem Karibikland im ersten Monat des Jahres rund 300 Gangmitglieder getötet oder verletzt worden. Damit liegt die Gesamtzahl der Gewalt-Opfer laut Türk mehr als dreimal so hoch wie im Januar 2023.
Besonders besorgniserregend seien die Auswirkungen der Gewalt auf Kinder, betonte der Menschenrechtskommissar. Demnach wurden im vergangenen Jahr 167 Mädchen und Jungen durch Kugeln verletzt oder getötet. Einige Kinder seien von Banden oder sogenannten „Selbstverteidigungsgruppen“ hingerichtet worden, weil sie angeblich mutmaßlich Rivalen unterstützten. Banden rekrutierten Kinder.
Auch setzen die Kriminellen Türk zufolge sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen als Waffe ein. Indem sie in sozialen Netzwerken grausame Bilder von getöteten Menschen und vergewaltigten Frauen verbreiteten, verbreiteten Angst und Schrecken.
Das bitterarme Haiti befindet sich seit Jahren in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise, die schwere Gewaltausbrüche hervorruft. Kriminelle Banden kämpfen um die Macht und terrorisieren die Menschen. Haiti hat sich zudem nie von dem verheerenden Erdbeben 2010 erholt, bei dem mindestens 200.000 Menschen starben.