Frankfurt a.M. (epd). Hilfswerke haben nach einer weiteren Eskalation des Konflikts im Osten des Kongo vor den Auswirkungen für die Bevölkerung gewarnt. Die Lage sei sehr besorgniserregend, erklärte „Ärzte ohne Grenzen“ am Donnerstag. Laut „Save the Children“ sind unter den Zehntausenden neuen Vertriebenen mindestens 78.000 Kinder. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat sich der seit Jahrzehnten anhaltende Konflikt zwischen Milizen und der Regierung verschärft.
Im Zentrum der aktuellen Eskalation steht die Miliz M23, die laut den Vereinten Nationen von Ruanda unterstützt und von der Armee bekämpft wird. Den UN zufolge mussten in der Provinz Nord-Kivu innerhalb von zwei Wochen mindestens 130.000 Menschen fliehen. Zahlreiche Menschen wurden verletzt oder getötet.
Mehr als die Hälfte der Vertriebenen seien Kinder, erklärte die Kinderhilfsorganisation „Save the Children“. Viele von ihnen hätten ihre Eltern verloren. „Die Kinder im Osten der Demokratischen Republik Kongo durchleben einen weiteren Albtraum“, sagte Länderdirektor Greg Ramm. „Die Kinder erleben nicht nur die Schrecken des Konflikts, sondern werden auch von gewalttätigen bewaffneten Gruppen rekrutiert, leiden unter Hunger und sind sexuellem Missbrauch ausgesetzt.“ Entschlossenes Handeln sei dringend erforderlich, um dieses Leid zu beenden.
Laut „Ärzte ohne Grenzen“ haben Tausende Menschen Zuflucht im staatlichen Krankenhaus in der Stadt Mweso gesucht, in dem die Hilfsorganisation tätig ist. Das Personal habe dort 67 Kriegsverletzte behandelt, von denen mehr als 50 Zivilistinnen und Zivilisten seien, darunter 21 Kinder unter 15 Jahren. Aufgrund der zunehmenden Kämpfe in der Stadt hätten viele Menschen das staatliche Krankenhaus verlassen, um woanders Schutz zu suchen. Mindestens 2.500 Menschen, darunter Kinder, deren Eltern getötet wurden, befänden sich noch in der Klinik.
Im Osten des Kongo kämpfen rund 120 bewaffnete Gruppen und die Armee um die Macht und die Kontrolle über die reichen Rohstoffvorkommen. Etwa 5,7 Millionen Menschen sind den UN zufolge auf der Flucht. Rund ein Viertel der Bevölkerung, mehr als 26 Millionen Kongolesinnen und Kongolesen, hat nicht genug zu essen. Die M23-Rebellen sind die derzeit größte und am besten organisierte Miliz und schaffen es seit Anfang 2022 immer wieder, Orte bis kurz vor der Regionalhauptstadt Goma einzunehmen.