"Wir sind Teil des Rhein-Main-Gebiets, wir haben global orientierte Unternehmen, die Lebenswirklichkeit der Menschen ist international", sagte Rupp dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bei allen vorhandenen Problemen in Deutschland sowie weltweit dürfe man sich vor Ort nicht auseinanderdividieren lassen: "Ich wünsche mir sehr, dass das bisher in Aschaffenburg gelebte Miteinander der verschiedenen Kulturen und Religionen gut weitergeht."
Der evangelische Theologe beklagte, dass den Menschen in und um Aschaffenburg von der Politik und auch den Medien "zu wenig Zeit zum Trauern" gegeben wurde. "Nach Aschaffenburg" sei schon wenige Tage nach der schrecklichen Tat eines psychisch Kranken "zu einer formelhaft-stereotypen Wendung" in der politischen Debatte geworden.
"Ich habe ganz klar das Gefühl, dass hier die Tat und Aschaffenburg instrumentalisiert wurden und werden - zum einen natürlich vom rechtsextremen Rand, aber leider auch von Parteien der Mitte", sagte Rupp.
Gegen diese Vereinnahmung habe sich die Stadtgesellschaft von Anfang an verwahrt, bedauerlicherweise erfolglos. "Die Menschen in der Stadt und der ganzen Region - und auch ich - zucken nach wie vor zusammen, wenn wir den Namen 'Aschaffenburg' wieder einmal im Fernsehen oder im Radio hören", berichtete Rupp. Das Leid der Betroffenen und Angehörigen stehe dabei leider nie im Mittelpunkt.
Am 22. Januar hatte ein Mann in Aschaffenburg einen zweijährigen Jungen und einen 41-jährigen Mann getötet sowie drei weitere Personen teils schwer verletzt. Tatverdächtig ist ein vermutlich psychisch kranker, ausreisepflichtiger 28-jähriger Afghane, der inzwischen in einer Psychiatrie untergebracht wurde. Nach der Tat entbrannte im Bundestagswahlkampf eine heftige Debatte über die Asyl- und Migrationspolitik voller gegenseitiger Schuldzuweisungen.