Hamburg (epd). Das Bundesverkehrsministerium plant nach Ansicht von Greenpeace „weit mehr zusätzliche Straßen als nötig“. Indem Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sich auf eine Prognose berufe, die von einer Zunahme des Straßenverkehrs bis 2051 um 6,8 Prozent gegenüber 2019 ausgehe, schreibe er „den klimaschädlichen Status quo einfach fort“, erklärten die Umweltschützer am Sonntag in Hamburg. Ein vom Prognos-Institut ausgearbeitetes Alternativ-Szenario gehe für denselben Zeitraum von einer Abnahme des Verkehrs um 22 Prozent aus, weshalb keine zusätzlichen Autobahnen nötig seien.
Auftraggeber für das Alternativ-Szenario waren den Angaben zufolge Greenpeace sowie „Transport & Environment“, die Dachorganisation nicht-staatlicher europäischer Organisationen, die sich für einen nachhaltigen Verkehr einsetzen.
Das Szenario zeige, wie eine Autobahn-Höchstgeschwindigkeit oder eine Pkw-Maut den Personenverkehr deutlich auf die Schiene verlagern würden, erklärte Greenpeace. Auch der Güterverkehr auf Straßen ließe sich beispielsweise durch Beseitigung des Diesel-Privilegs oder einen höheren CO2-Preis deutlich reduzieren. Das Bundesverkehrsministerium gehe unterdessen von 54 Prozent mehr Güterverkehr bis zum Jahr 2051 auf den Straßen aus.
„Es braucht keinen zusätzlichen Meter Autobahn, sondern einen Verkehrsminister mit dem Willen zur politischen Veränderung“, erklärte Marissa Reiserer, Mobilitätsexpertin von Greenpeace. Ein Stopp der Aus- und Neubauprojekte würde sowohl das Klima als auch den Bundeshaushalt entlasten.
Im Haushaltsentwurf 2024 sind laut Greenpeace für den Neu- und Ausbau von Autobahnen 2,3 Milliarden Euro vorgesehen. Bis 2035 würde ein Festhalten am Bau der priorisierten Straßenprojekte des Bundesverkehrswegeplans 153 Milliarden Euro kosten, erklärte Greenpeace.