Köln (epd). Der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Michael Gerber, spricht sich für eine besser gesteuerte Zuwanderung nach Deutschland aus. Im „Interview der Woche“ des Deutschlandfunks, das am Sonntag gesendet werden sollte, sagte der Bischof von Fulda: „Wir brauchen sicherlich eine deutlich geregeltere Migration.“ Die Gesellschaft sei „gefordert, differenzierter hinzuschauen. Wer ist wirklich wie hilfsbedürftig? Und wie können wir da auch noch mal besser unterscheiden, wer den Weg zu uns findet?“
Gerber sagte, er denke in diesem Zusammenhang an Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderungen. Zugleich plädierte er dafür, „dass wir nachhaltig auch noch mal Entwicklungshilfe betreiben, die Fluchtursachen verhindert“.
Zu der am Montag veröffentlichten Erklärung „Fiducia supplicans“ (deutsch: Das flehende Vertrauen), die die Segnung wiederverheirateter und gleichgeschlechtlicher Paare erlaubt, sagte Gerber, das Dokument beschreibe „ein Stück weit“ etwas, „was es in Deutschland auch schon gibt“. Das vatikanische Dikasterium für die Glaubenslehre in Rom hatte die Erklärung mit Billigung von Papst Franziskus veröffentlicht. Paare in „irregulären Situationen und gleichgeschlechtliche Paare“ könnten gesegnet werden, ohne deren Status offiziell gleichzusetzen mit der Ehe zwischen Mann und Frau.
Der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz hob „einen wertschätzenden Ton“ des Dokuments hervor: „Das haben wir so nicht bisher in Texten gehabt.“ Es sei außerdem für die gesamte Weltkirche „sehr wichtig“. Gerber wies in diesem Zusammenhang auf homosexuellenfeindliche Gesetze beispielsweise in Uganda hin. Dort seien Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen „sehr in Gefahr“. Hier brauche es „ein sehr klares politisches Signal, auf welcher Seite die Kirche steht und mit welchen politischen Kräften sie sich auf keinen Fall in so einer Frage solidarisieren kann“.