Dubai (epd). Auf der UN-Klimakonferenz in Dubai bleiben nur noch wenige Stunden, um den Streit über einen Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle zu lösen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kritisierte am Sonntag eine Blockadehaltung einzelner Staaten. Man erlebe die „Beharrungskräfte der Welt von gestern“, sagte die Außenministerin vor Journalisten.
Dabei gebe es eine breite Mehrheit von Ländern, die sich auf einen ambitionierten Text verständigen könnten, auch mit Blick auf die Reduktion von Treibhausgasen, sagte Baerbock. Nun müsse dafür gesorgt werden, dass daraus ein Beschluss entsteht - „und nicht zwei Länder oder drei Länder sich gegen den Rest der anderen Staaten stellen“.
Die 28. UN-Klimakonferenz, im Fachjargon auch COP28 genannt, soll am Dienstag enden. Die Delegierten aus fast 200 Ländern ringen vor allem um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Baerbock kritisierte im „Interview der Woche“ im Deutschlandfunk insbesondere Saudi-Arabien.
Bei dem Streitthema lagen am Wochenende in Dubai noch alle Optionen auf dem Tisch. In einem zuletzt am Freitagnachmittag aktualisierten Beschlussentwurf finden sich Sätze zum Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen. Ebenso möglich ist jedoch auch, dass das Thema im finalen Text ausgeklammert wird.
Für Unmut sorgten auf dem Konferenzgelände Berichte über ein Schreiben der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), mit dem ein Bekenntnis zum Ausstieg offenbar verhindert werden soll. Laut Recherchen des britischen „Guardian“ rief Opec-Generalsekretär Haitham al-Ghais in einem an die 13 Mitgliedsländer gerichteten Brief dazu auf, sich einem Ausstieg zu widersetzen.
Der Zusammenschluss weltweit wichtiger Ölproduzenten verfügt nach eigenen Angaben über 80 Prozent der weltweiten Ölreserven. Neben Saudi-Arabien, Venezuela und Nigeria sind auch die Gastgeber der COP28, die Vereinigten Arabischen Emiraten, Teil der Organisation.
Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer erklärte, es sei „gefährlich“ und „absurd“ zu welchen Mitteln Opec greife. „Sie sieht, dass wir gewinnen könnten“, schrieb die „Fridays for Future“-Aktivistin im Internetdienst X, ehemals Twitter. Auch Greenpeace International kritisierte die mutmaßliche Intervention des Opec-Generalsekretärs.
Baerbock hingegen äußerte sich am Sonntag gelassen. Der Opec-Brief spiele zumindest in ihren Gesprächen keine wirkliche Rolle. Er seit entweder zu spät gekommen oder habe seine Teilnehmerschaft nicht „so richtig“ erreicht, sagte sie.
Ob in Dubai aber wirklich am Dienstag der Hammer fällt, bleibt offen. Zuletzt gingen die Klimagipfel immer in die Verlängerung. Gerade bei strittigen Themen ist eine Einigung schwierig, weil die Beschlüsse einstimmig getroffen werden müssen.
Laut einer Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) reichen die bisher auf der COP28 angekündigten Initiativen nicht aus, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen. Bis 2030 würden damit nur 30 Prozent der Emissionslücke geschlossen, um auf einem 1,5-Grad-Pfad zu kommen, teilte die IEA mit.
Am Wochenende ging es derweil auch um die Themen Ernährung, Biodiversität und Landnutzung. Unter anderem kündigte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) eine Initiative mit den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Schutz von Mangroven in Afrika an.
Der Direktor des UN-Welternährungsprogramms in Berlin, Martin Frick, forderte einen grundlegenden Wandel bei der Produktion von Lebensmitteln. Das Ernährungssystem zähle weltweit zu den größten Verursachern von Treibhausgasemissionen, sagte Frick dem Evangelischen Pressedienst (epd).