Frankfurt a.M., Dubai (epd). Nach einem Jahr der Temperaturrekorde startet die Weltgemeinschaft in Dubai in die Verhandlungen der 28. UN-Klimakonferenz (COP28). Zum Auftakt des Klimagipfels am Donnerstag in Dubai rief COP-Präsident Sultan al-Dschaber zu entschlossenem Handeln auf. Die Welt sei an einem entscheidenden Punkt angelangt, sagte er bei der Eröffnungszeremonie vor Delegierten aus aller Welt.
Zwar seien seit dem wegweisenden Klimaabkommen von Paris Fortschritte gemacht worden, betonte Al-Dschaber. Aber die Bemühungen reichten nicht aus. Zum Start des zweiwöchigen Treffens versprach er einen inklusiven und transparenten Prozess, der „eine freie und offene Diskussion zwischen allen Parteien fördert“. Alle Themen müssten auf den Tisch kommen, auch die Rolle fossiler Brennstoffe.
Gastgeber der jährlichen UN-Klimakonferenz sind in diesem Jahr die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), einer der wichtigsten Öl-Exporteure der Welt. Die Ernennung Al-Dschabers zum COP-Präsidenten war von Umweltschützern kritisiert worden, weil er zugleich Chef des staatlichen Öl-Konzerns Adnoc ist.
Greenpeace warnte zum Beginn der Konferenz vor einem zu großen Einfluss von Öl- und Gasunternehmen auf dem Gipfel. „Ich habe große Sorge, dass diese Konferenz eine Plattform sein wird für die Interessen der Öl- und Gasindustrie, die für die Klimakrise verantwortlich sind“, sagte der Geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, Jennifer Morgan, zeigte sich hingegen „vorsichtig optimistisch“. Sie spüre eine sehr große Entschlossenheit, sich hier auf die Klimakrise zu konzentrieren, sagte sie in Dubai.
Bei dem Gipfel ringen Vertreterinnen und Vertreter aus fast 200 Staaten um die weiteren Schritte zur Eindämmung der Klimakrise. Streit droht vor allem bei der Frage, ob sich die Weltgemeinschaft auf einen Ausstieg aus der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas einigen kann. Laut Weltklimarat muss der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase noch in diesem Jahrzehnt deutlich sinken, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
Die 2015 in Paris getroffene Vereinbarung sieht vor, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Mit den bisherigen Klimaschutzplänen droht ein Temperaturanstieg um fast drei Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts. Die Welt sei derzeit nicht auf dem richtigen Weg, sagte Morgan.
Ein Temperaturrekord wird vermutlich auch dieses Jahr geknackt: Nach Berechnungen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) wird 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Daten bis Ende Oktober zeigen, dass die Durchschnittstemperatur etwa 1,4 Grad Celsius über dem Schnitt der Jahre von 1850 bis 1900 liegt, wie die UN-Organisation in Dubai mitteilte. Die vergangenen neun Jahre seien die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen.
In Dubai werden die Staaten auch erstmals überprüfen und bewerten, wo sie im Kampf gegen die Klimakrise stehen. Der sogenannte Global Stocktake bildet dann die Grundlage für die zukünftigen nationalen Klimaschutzpläne. Außerdem soll ein Fonds eingerichtet werden, der arme Länder unterstützt, wenn sie von klimabedingten Extremwettereignissen wie Fluten, Dürren oder Stürmen getroffen werden. Die Konferenz dauert planmäßig bis zum 12. Dezember.