Rom (epd). Die Vereinigung der Rabbiner in Italien hat Papst Franziskus kritisiert. Dieser habe während der Generalaudienz am Mittwoch beide Seiten des Nahost-Krieges, also die palästinensische und die israelische, des Terrorismus beschuldigt, erklärte die Assemblea dei Rabbini d’Italia in einer Mitteilung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Franziskus hatte am Mittwochmorgen am Ende der Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom davon berichtet, dass er zuvor sowohl eine israelische als auch eine palästinensische Delegation empfangen habe.„Ich habe gehört, wie beide Seiten leiden“, sagte Franziskus über das Treffen und direkt anschließend: „Hier sind wir über den Krieg hinausgegangen. Das ist kein Krieg mehr, das ist Terrorismus.“
Das Treffen des Papstes mit Angehörigen von Geiseln, die in Gaza gefangen gehalten werden, sei oft verschoben worden, kritisierte die Vereinigung der Rabbiner Italiens einen weiteren Aspekt. Es sei nun an diesem Mittwoch nur möglich gewesen, weil der Papst an diesem Morgen auch eine palästinensische Delegation empfangen habe. „Diese auf höchster Ebene vertretenen Positionen folgen problematischen Erklärungen hochrangiger Vertreter der Kirche, in denen entweder keine Spur einer Verurteilung der Hamas-Aggression zu finden ist oder sie im Namen der vermeintlichen Unparteilichkeit den Angreifer und die Angegriffenen auf eine Ebene stellen“, hieß es in der Mitteilung.
Während der Generalaudienz hatte der Papst berichtet, er habe Menschen aus Israel getroffen, die Verwandte haben, die als Geiseln in Gaza festgehalten werden und Palästinenser mit Angehörigen, die in Israel gefangen sind. Dies wurde später in der offiziellen Niederschrift vom Vatikan als „Palästinenser, die Angehörige haben, die in Gaza leiden“ wiedergegeben. Laut „Vaticannews“ waren alle Mitglieder der vom Papst empfangenen Gruppe von Palästinensern Menschen, die durch den Krieg Freunde und Familienangehörige verloren haben.
Die Treffen mit den Delegationen haben am Mittwochmorgen getrennt voneinander stattgefunden und dauerten jeweils rund eine halbe Stunde. Bei den Begegnungen habe es sich ausschließlich um einen humanitären Akt gehandelt, hatte Vatikansprecher Matteo Bruni zuvor mitgeteilt. Franziskus wolle seine „geistliche Nähe zum Leid eines jeden Menschen“ zeigen.