Berlin (epd). Der SPD-Politiker Lars Castellucci hat anlässlich des Buß- und Bettags für mehr Vertrauen in demokratische Prozesse geworben. Die Statistik sage, dass Rechtsextremismus die größte Gefahr für die Demokratie sei, sagte der Kirchen-Beauftragte der SPD-Bundestagsfraktion in einer Kanzelrede am Mittwoch beim „Politischen Buß- und Bettag“ im Berliner Dom. Dies treffe zu, man dürfe andere Gefahren dabei aber nicht ausblenden. „Ich denke, die größte Gefahr für die Demokratie ist, wenn die Menschen keine Hoffnungen mehr mit ihr verbinden“, sagte er.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete forderte, häufiger zu bedenken, was für ein Schatz die Demokratie sei - „dass da einige stellvertretend, öffentlich und sicher oft unzureichend genau die Konflikte und Fragen klären, die in der Gesellschaft eben da sind“. Das gehe natürlich auch mit Streit einher, sagte Castellucci. Nur wenn alle Argumente auf den Tisch kämen, gebe es eine Chance, die beste Lösung zu finden. Zudem wandte er sich dagegen, Kompromisse immer gleich als „faul“ zu diffamieren. Der Kompromiss gehöre zum Wesen der Demokratie, sagte er.
Zum „Politischen Buß- und Bettag“ hatte erneut die Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der EU, Anne Gidion, eingeladen. Der protestantische Buß- und Bettag, erstmals 1532 im mittelalterlichen Straßburg offiziell eingeführt, wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer Sachsen als arbeitsfreier gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen.