Missbrauch: Aufarbeitungskommission kritisiert Aktenführung in Trier

Missbrauch: Aufarbeitungskommission kritisiert Aktenführung in Trier

Trier (epd). Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier hat die dortige Aktenführung kritisiert. „Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Versäumnisse und Fehler in der Aktenführung aus der Vergangenheit durch entsprechende Regeln und konkrete Maßnahmen abgestellt worden seien“, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten zweiten Zwischenbericht. Die Befunde laufender Forschungen zur Aktenführung seien zu dem Ergebnis gekommen, „dass auch noch in der jüngeren Vergangenheit Versäumnisse bei der Führung von Sach- und Personalakten den Informationsstand der Verantwortlichen beeinträchtigt und rasche, falladäquate Reaktionen bei Missbrauchsfällen vereitelt haben“.

Positiv bewertete die Kommission wiederum die Einrichtung einer Arbeitsgruppe, die die Bildung einer unabhängigen Ombudsstelle vorbereitet. Die Stelle werde „ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Betroffenenorientierung sein, der weit über die Grenzen des Bistums hinaus Anstoß sein kann, den Anliegen und Bedürfnissen von Betroffenen sexuellen Missbrauchs besser als bisher gerecht zu werden“. Die Ombudsstelle solle organisatorisch und finanziell unabhängig konzeptioniert werden, forderte die Aufarbeitungskommission.

Die Kommission hatte im Jahr 2021 ihre auf sechs Jahre angelegte Arbeit aufgenommen. Mitglieder sind der frühere rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers (SPD), Uwe Christoffer und Karl-Horst Wirz für den Betroffenenbeirat, die Psychologin Petra Hank und der Historiker Lutz Raphael von der Universität Trier, der frühere Abteilungsleiter im Saar-Sozialministerium, Herbert Heyd, sowie die Direktorin des Trierer Bistumsarchivs und Kanzlerin der Bischöflichen Kurie, Monica Sinderhauf. Nach derzeitigem Stand einer begleitenden Studie sind bisher die Fälle von 579 Opfern und von 227 Beschuldigten im Zeitraum von 1946 bis 2021 dokumentiert.