Berlin (epd). Der Berliner Bischof Christian Stäblein hat den Rücktritt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, als folgerichtig bewertet. Kurschus sei in eine Situation geraten, in der es keinen anderen Schritt mehr gegeben habe, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) am Dienstag in Berlin im RBB-Inforadio.
Der Rücktritt der westfälischen Präses sei für sie selbst und für alle in der evangelischen Kirche ein „bitterer Moment“. „Ich habe sie sehr geschätzt; als eine geradlinige, konsequente, aufrechte Frau. Und so geradlinig und konsequent ist sie jetzt auch von ihren Ämtern zurückgetreten, weil sie gesehen hat, sie ist momentan in einer Situation, in der es keinen anderen Schritt mehr gab“, sagte Stäblein.
Kurschus hatte am Montag ihre Ämter als EKD-Ratsvorsitzende und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen niedergelegt. Grund sind staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen mutmaßlichen Missbrauchs gegen einen ehemaligen Kirchenmitarbeiter, den sie aus früheren Tätigkeiten kennt. Der Beschuldigte soll über Jahre hinweg junge Männer sexuell bedrängt haben. Kurschus stand seit 2012 an der Spitze der westfälischen Kirche, vor zwei Jahren wurde sie zur EKD-Ratsvorsitzenden gewählt.
Stäblein sagte, es sei gut, dass der Fall von der Staatsanwaltschaft untersucht werde. Aber auch die Kirche müsse die Fälle sexualisierter Gewalt gemeinsam mit den Betroffenen weiter aufarbeiten: „Es geht am Ende um das Vertrauen. Und deswegen sind diese Missbrauchsfälle und die sexualisierte Gewalt, die wir jetzt aufarbeiten müssen in den Kirchen, so schlimm.“