Rom (epd). Papst Franziskus hat zum aktiven Zugehen auf Bedürftige aufgerufen. „Wenn wir an die Armut denken, dürfen wir die Scham nicht vergessen“, sagte das Oberhaupt der Katholischen Kirche am Sonntag bei einer Messe im Petersdom in Rom, die aus Anlass des siebten Welttages der Armen gefeiert wurde. Die Armut sei scheu, sie verstecke sich, sagte der Papst. „Wir müssen es sein, die sie suchen, mit Mut.“ Unter den rund 5.000 Teilnehmern der Messe waren nach Vatikan-Angaben auch zahlreiche Obdachlose, Migranten und Mitglieder verschiedener Hilfsorganisationen.
Der diesjährige Welttag der Armen steht unter dem Motto „Wende dein Angesicht von keinem Armen ab“. „Die Armut ist ein Skandal“, erklärte Franziskus in seiner Predigt. „Wenn der Herr wiederkommt, wird er von uns Rechenschaft darüber verlangen.“ Der Schmerzensschrei der Armen werde von der allgemeinen Gleichgültigkeit einer geschäftigen und zerstreuten Gesellschaft erstickt.
Nach der Messe und dem Angelusgebet auf dem Petersplatz aß der Papst in der Audienzhalle des Vatikans mit rund 1.250 Bedürftigen gemeinsam zu Mittag. Serviert wurden mit Ricotta und Spinat gefüllte Cannelloni, Hackfleischbällchen mit Tomatensoße und Blumenkohlpüree und zum Abschluss Tiramisu und süßes Gebäck.
„Wir leben in einem geschichtlichen Moment, in dem die Aufmerksamkeit für die Ärmsten nicht gefördert wird“, hatte Franziskus in einer bereits im Sommer veröffentlichten Botschaft zum Welttag der Armut geschrieben. Der Ruf nach Wohlstand werde immer lauter, während die Stimmen derer, die in Armut leben, mit einem Schalldämpfer versehen würden. „Ein Strom von Armut durchzieht unsere Städte und wird immer größer, bis er über die Ufer tritt“, schrieb der Papst, „dieser Strom scheint uns zu überfluten“.
Der Welttag der Armen wurde 2016 zum Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit auf Initiative von Papst Franziskus eingeführt. Seit 2017 findet er immer Mitte November, zwei Wochen vor dem ersten Advent, statt. Mit dem Welttag soll das Thema Armut stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden.