Berlin (epd). Die deutsche Gesellschaft hat nach den Worten von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) den Antisemitismus über viele Jahre unterschätzt. „Wir als Gesellschaft haben den Antisemitismus nicht gesehen oder wollten ihn nicht sehen - ob in der Kulturszene, im Internet oder im Alltag“, sagte Bas der „Bild am Sonntag“. „Der furchtbare Terror der Hamas hat uns jetzt hoffentlich wachgerüttelt.“
Bas rief zu einem Schulterschluss aller gesellschaftlichen Gruppen gegen Judenfeindlichkeit auf. „Wir alle müssen uns sehr deutlich und klar positionieren. Es ist mir derzeit viel zu ruhig“, sagte sie. In dieser Woche hätten gerade mal 350 Menschen in Berlin für die Befreiung der israelischen Geiseln demonstriert. Auf der anderen Seite gingen Zigtausende gegen Israel auf die Straße. „Die unheimliche Stille bei den einen und die Hemmungslosigkeit bei den anderen machen mich fassungslos.“
Was gerade auf Deutschlands Straßen los sei, mache ihr „richtig Sorge“, betonte Bas: „Jetzt bricht sich der Antisemitismus hemmungslos Bahn. Und zwar von Rechten, von Linken, von Zugewanderten.“