Evangelischer Verlag stoppt Buchverkauf wegen Demokratiefeindlichkeit

Evangelischer Verlag stoppt Buchverkauf wegen Demokratiefeindlichkeit

Frankfurt a.M. (epd). Die Evangelische Verlagsanstalt (EVA) nimmt das Buch „Angst, Politik, Zivilcourage“ wegen demokratiefeindlicher und antisemitischer Aussagen vom Markt. Wie das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) als Mehrheitsgesellschafter des Leipziger Verlages am Freitag in Frankfurt am Main mitteilte, „gibt es Passagen in dem Buch, die keinen Zweifel lassen, dass sie weder mit den publizistischen Standards der evangelischen Publizistik vereinbar, noch durch die Meinungsfreiheit gedeckt sind“. Das gelte ganz besonders für eine „zutiefst antisemitische Aussage“, in der die Angehörigen der Opfer der Terroranschläge bei den Olympischen Spielen 1972 auf menschenverachtende Weise diffamiert würden.

Der Sammelband „Angst, Politik, Zivilcourage“ trägt den Untertitel „Rückschau auf die Corona-Krise“. Er wurde herausgegeben von Thomas A. Seidel und Sebastian Kleinschmidt im Auftrag der Evangelischen Bruderschaft St. Georgs-Orden. Das Buch basiert auf einem „Offenen Konvent“ der Bruderschaft im Oktober 2022 in Erfurt.

Die Theologen Kristin Merle und Hans-Ulrich Probst hätten in der evangelischen Zeitschrift „Zeitzeichen“ sorgfältig belegt, dass wesentliche Passagen des Buches demokratiefeindliche, geschichtsrevisionistische, verschwörungsideologische und antisemitische Narrative bedienen, erklärte das GEP als EVA-Mehrheitsgesellschafter. Zweiter Gesellschafter ist die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM). „Die EKM teilt unser Bedauern“, heißt es in der GEP-Mitteilung.

Auch wenn mit der Einstufung einzelner Textpassagen als Überschreitung roter Linien zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Bewertung der übrigen Texte im Buch verbunden sei, sehe sich das GEP zum Handeln gezwungen. Die Gesellschafter der EVA, GEP und EKM, halten es der Mitteilung zufolge für notwendig, das Buch umgehend aus dem Verkauf zu nehmen. „Wir sind froh, in diesem Punkt nach eingehenden Beratungen mit der Geschäftsführung der EVA übereinzustimmen“, heißt es.

Das GEP ist die zentrale Medieneinrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ihrer Landeskirchen und Werke sowie der evangelischen Freikirchen. Zum GEP gehört unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd).