Frankfurt a.M., New York (epd). Die humanitäre Lage im Gaza-Streifen verschlechtert sich den Vereinten Nationen zufolge immer mehr. Vor allem im Norden des Gebiets und in Gaza-Stadt verhinderten Kämpfe und intensive Bombardierung jegliche Hilfe, sagte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, am Mittwoch (Ortszeit) in New York. Keine einzige Bäckerei im Norden könne derzeit Brot herstellen, weil es keinen Treibstoff, kein Wasser und kein Mehl gebe.
Viele Bäckereien seien zudem beschädigt oder zerstört. Zugleich hätten Hilfswerke in den vergangenen sieben Tagen keine Güter verteilen können.
Und obwohl Zehntausende Vertriebene in Nord-Gaza Schutz in Krankenhäusern suchten, würden Gesundheitseinrichtungen angegriffen, kritisierten die Vereinten Nationen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) müssen Ärzte komplizierte Eingriffe wie Amputationen ohne Narkose vornehmen, weil es keinen Nachschub an Medikamenten gibt.
Derweil sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, bei einem Besuch beim Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gaza-Streifen, er könne sich nicht in Ansätzen vorstellen, was die Menschen auf der anderen Seite der Grenze durchmachten: „Das ist das Tor zu einem höllischen Albtraum.“ Das, was an Hilfe habe in den Gaza-Streifen geliefert werden können, sei bei Weitem nicht ausreichend. Er appelliere eindringlich dazu, Hilfe zu ermöglichen, die Waffen zum Schweigen zu bringen und zur Besinnung zu kommen über das, was auf der anderen Seite passiere.
Nach UN-Angaben haben seit dem 21. Oktober 650 Lastwagen mit Hilfsgütern den ansonsten durch Israel komplett abgeriegelten Gaza-Streifen über den Rafah-Übergang erreicht. Das sei nur ein kleiner Bruchteil des Bedarfs. So reiche das eingeführte Trinkwasser nur für vier Prozent der Bevölkerung des Gebiets, und Treibstoff könnte gar nicht geliefert werden, sagte UN-Sprecher Dujarric. Vor der jüngsten Eskalation des Nahost-Konflikts durch den Terror der Hamas am 7. Oktober lieferten Hunderte Lastwagen täglich Hilfsgüter für die Bevölkerung des Gaza-Streifens.
Auch die UN-Helfer geraten nach eigenen Angaben immer wieder zwischen die Fronten, wie beim Beschuss eines Konvois des UN-Hilfswerks für Palästina UNRWA und der WHO am Dienstag, bei dem ein Fahrer verletzt und zwei Lkw zerstört worden seien. Den Angaben zufolge sind seit Beginn dieser Eskalation 99 UNRWA-Beschäftigte getötet worden. Das sei die höchste Zahl getöteter UN-Helferinnen und Helfer in so einer kurzen Zeit, erklärte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini am Donnerstag.