München (epd). Der Klima- und Polarforscher Markus Rex rät zu einem Klimaschutz ohne Panik und hält Verzichtsforderungen für falsch. „Die Vorstellung, dass die Menschheit aufhört zu existieren, wenn wir jetzt nicht sofort alles runterfahren, die ist irrational“, sagte der leitende Atmosphärenphysiker des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). „Der Weltuntergang ist nicht nahe, wenn man von Atomkriegsszenarien mal absieht.“
Der ehemalige Expeditionsleiter der weltweit bislang größten Arktis-Forschungsmission „Mosaic“ sagte, die Klimaszenarien als solche beinhalteten kein Aussterben der Menschheit. „Was nicht heißt, dass wir nicht sehr gut beraten wären, Klimaschutz massiv, global und viel schneller voranzutreiben als bisher, so dass wir zukünftigen Generationen weniger Probleme mit auf den Weg geben.“
Allerdings sei ein starker gesellschaftlicher Rückhalt in einer Demokratie für die Klimawende das A und O. „Wir müssen uns nicht panisch, sondern ganz rational die Frage stellen: Wie kriegen wir Mehrheiten für ambitionierten Klimaschutz?“ In diesem Zusammenhang sei das beispielsweise in Deutschland von mehr Emissionen entkoppelte Wachstum wichtig. „Je mehr Wohlstand wir generieren, umso mehr können wir in Klimaschutz investieren und die Kosten dieser Wende stemmen.“
„Wir brauchen einen Weg, der Treibhausgas-Neutralität mit hoher Lebensqualität verbindet und den dann viele andere Gesellschaften so attraktiv finden, dass sie sich ebenfalls auf diesen Weg machen“, führte Rex aus und ergänzte: „Wenn wir zwar unsere Emissionen reduzieren, aber sich gleichzeitig auch unser Wohlstand drastisch verringert, könnte das auf die globalen Emissionen sogar einen negativen Effekt haben.“ Denn die meisten Menschen auf der Erde wollten, dass es ihren Kindern mal besser geht als ihnen selbst, „auch ökonomisch“.