Darmstadt (epd). Die katholische Betriebsselsorge im Bistum Mainz stellt sich hinter das Anliegen der seit zehn Wochen streikenden Lastwagenfahrer aus Zentralasien an der Raststätte Gräfenhausen an der Autobahn 5. „Als Kirche sind wir in der Pflicht, uns dafür einzusetzen, dass so eine desaströse Ausbeutung nicht mehr vorkommt.“ , betonte die katholische Betriebsseelsorgerin Ingrid Reidt vom Bistum Mainz im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der mutige Protest der Männer aus Georgien, Kasachstan und Usbekistan führe die desaströsen Strukturen in der Transportbranche vor Augen.
Bereits im März streikten Lkw-Fahrer sechs Wochen lang in Gräfenhausen, weil die polnische Spedition Mazur ihre Löhne nicht zahlte. Nur drei Monate später harren erneut bis zu 120 Männer in Südhessen aus, traten in ihrer Verzweiflung zwischenzeitlich sogar in den Hungerstreik. Die Betriebsseelsorgerin berichtete, dass zunächst praktische Unterstützung gefragt war. „Da waren Männer, die nichts zu essen hatten“, sagte Reidt. „Als Kirche war für uns ganz klar, dass wir helfen.“ Die Betriebsseelsorge habe eng mit den Gewerkschaften und der DGB-Beratungsstelle Faire Mobilität zusammengearbeitet.
Gemeinsam koordinierten sie die Unterstützung für die Männer, kümmerten sich um Essen und Hygieneartikel. Da die Duschen auf dem Rastplatz kaputt waren, organisierten sie, dass die Fahrer in den Sommerferien in Schulen duschen konnten. Außerdem sorgten sie dafür, dass Freiwillige die schmutzige Kleidung wuschen. Die Seelsorgerin war teilweise täglich auf der Raststätte. Wenn jemand krank wurde, habe sie die Männer zu einem Arzt des Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland“ nach Mainz gefahren, berichtete Reidt. „Ich erlebe eine große Dankbarkeit.“
Doch die katholische Betriebsseelsorge stelle neben der konkreten Unterstützung auch politische Forderungen. Dazu gehöre, dass Unternehmen nach dem neuen Lieferkettengesetz dafür Sorge tragen müssen, dass die Menschenrechte entlang der Lieferkette eingehalten werden. „Das muss kontrolliert werden“, forderte Reidt. Die Firmen dürften nicht länger so billig wie möglich wegkommen, ohne für irgendetwas verantwortlich zu sein.
„Die christliche Maxime ist, dass jeder Mensch Recht und Würde hat“, betonte die Seelsorgerin. Der Streik habe ein Schlaglicht auf die Missstände in der Branche geworfen. „Der Aufschrei darf nicht verhallen“, unterstrich Reidt.