Bewegungsforscher: "Toben macht glücklich und schlau"

Foto: Thomas Kierok/laif
Bewegung ist wichtig.
Bewegungsforscher: "Toben macht glücklich und schlau"
Der Bewegungs- und Wahrnehmungsforscher Klaus Fischer wirbt für mehr Bewegung und Spiel in der Schule, damit der Spaß im Unterricht wächst und das Lernen leichter fällt.
11.11.2012
epd
Dieter Sell

"Toben macht glücklich und schlau, weil es eine Beziehung zwischen Bewegung und Erkenntnis gibt", sagte der Kölner Professor. Eine Fachtagung des Deutschen Kinderhilfswerkes in Bremen beschäftigte sich ebenfalls mit der Frage, wie freies Spiel und Bewegung in den Schulalltag integriert werden können.

In der Schule werde der Körper leicht vergessen, warnte der 59-jährige Wissenschaftler, der selbst Vater dreier erwachsener Kinder ist. "Wir sehen im Schüler oft nur den Lernenden, den Kopf. In der Bewegung entwickeln sich Kinder aber zugleich geistig, emotional und sozial." Sie könne deshalb pädagogisch gezielt und fächerübergreifend eingesetzt werden. "Und zwar so, dass die Kinder agieren, hantieren, ausprobieren. Dann ist Bewegung kein Ausgleich mehr, sondern Medium zum Lernen."

Rhythmuswechsel zwischen Konzentration und Entspannung

Wenn sich Kinder im Spiel drehten oder rutschten, machten sie Erfahrungen mit dem Raum, erläuterte Fischer. Sie lernten, oben, unten, hinten, vorne, links und rechts zu unterscheiden. "Das sind Basiselemente, die später wichtig werden, um mathematische Sachverhalte wie den Zahlenstrahl oder Plus und Minus zu verstehen." Wenn dann noch gemeinsam etwas gebaut werde, kämen stärkende soziale Erfahrungen dazu: "Nämlich, dass wir zusammen etwas schaffen können, wenn wir uns absprechen."

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Die Schule brauche einen Rhythmuswechsel zwischen Konzentration und Entspannung, betonte Fischer und fügte hinzu: "Bewegung ist für Kinder pure Entspannung." Der Wechsel müsse sich neben dem Stundenplan aber auch im Gebäude zeigen. "Nicht nur rechte Winkel in den Räumen, nicht nur quaderförmige Gebäude, sondern auch Nischen und kleine Stufen, auf denen man rauf und runter hüpfen kann." Das sei nicht zum Nulltarif zu haben: "Dazu brauchen wir neben engagierten Lehrern Architekten und Kommunen, die das bezahlen."

Der Experte empfiehlt Schulen, "Bewegungsbaustellen" einzurichten, auf denen Kinder balancierend und experimentell lernen, mit Gefahren umzugehen. "Mit Pappkartons, Seilen, Brettern, Klötzen oder Baumstämmen, das muss nicht viel Geld kosten." Die Turnhalle könne im Projektunterricht zusammen mit den Kindern in eine Kletterlandschaft verwandelt werden. "Wir brauchen nicht noch mehr Stoff, den wir den Kinder eintrichtern - wir brauchen mehr Bewegung", sagte Fischer: "Dann fühlen sie sich wohl und sind hoch motiviert."