Institut: Langzeitarbeitslosigkeit stärker in den Blick nehmen

Institut: Langzeitarbeitslosigkeit stärker in den Blick nehmen

Berlin (epd). In der Debatte über die Kindergrundsicherung hat das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) die Bundesregierung aufgefordert, die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit stärker in den Blick zu nehmen. „Armut in Deutschland hat in ganz starkem Maße mit der Arbeitslosigkeit zu tun: Mehr als 60 Prozent der Arbeitslosen sind armutsgefährdet und verfügen über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens“, sagte IW-Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer der „Rheinischen Post“ (Mittwoch). Bei den Erwerbstätigen seien dagegen weniger als zehn Prozent armutsgefährdet.

Bei der Kindergrundsicherung sei es wichtig, darauf zu achten, dass durch höhere Transferleistungen nicht der Anreiz zur Arbeitsaufnahme verringert werde. „Es wäre absurd, wenn durch die Kindergrundsicherung das wichtigste Mittel zur Armutsbekämpfung, nämlich das Erzielen eines eigenen Erwerbseinkommens, konterkariert werden würde“, warnte Schäfer.

Laut einer noch unveröffentlichten IW-Studie, die sich auf Daten der Bundesagentur für Arbeit beruft, verfügen dem Zeitungsbericht zufolge rund 60 Prozent der insgesamt 900.000 Langzeitarbeitslosen über keine abgeschlossene Berufsausbildung. Statt mit der Kindergrundsicherung die Symptome zu lindern, sollte die Ampel-Regierung die Ursachen der Kinderarmut konsequenter angehen, forderte der Studienautor Schäfer.

In der Kindergrundsicherung sollen Familienleistungen zusammengefasst, vereinfacht und automatisch ausgezahlt werden. Sie ist das wichtigste sozialpolitische Vorhaben der Ampel. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) streiten seit Monaten, wie viel Geld für die Kindergrundsicherung jährlich zur Verfügung stehen soll.