TV-Tipp: "Die Beste zum Schluss"

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7. Februar, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Die Beste zum Schluss"
Zunächst wirkt die Geschichte wie eine Kombination der romantisch-dramatischen Genres "Tausendmal berührt" und "Plötzlich Papa". Schon der Auftakt deutet allerdings an, dass die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Michael Birbæk keine unbeschwerte Komödie ist.

Der Kölner Architekt Mads trifft nach jahrelanger Funkstille seine einstige beste Freundin aus Aachener Kindheits- und Jugendjahren wieder. René zieht nicht nur kurzerhand bei ihm ein, sondern bringt auch Sohn und Tochter mit. Schon der Auftakt deutet allerdings an, dass die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Michael Birbæk (er hat auch das Drehbuch geschrieben) trotz der kunterbunten Bilder, der munteren Musik und der vielen kleinen Heiterkeiten keine unbeschwerte Komödie ist: Mads (Sebastian Ströbel) ist Witwer, wenn auch ohne Trauschein. Seit dem Tod seiner Freundin vor 15 Monaten ist er untröstlich.

Die geräumige Wohnung hatte er eigentlich mit Jenny beziehen wollen. Dank René (Franziska Wulf), der siebenjährigen Lola und dem etwas jüngeren Oskar kommt jede Menge Leben in sein untröstliches Dasein; womöglich mehr, als ihm lieb ist, und das nicht allein, weil er jetzt nicht mehr rauchen darf. Tatsächlich erweist sich die traute Viersamkeit recht bald bloß als Prolog: Ein Jahr später möchte Mads das Chaos nicht mehr missen, auch wenn sich Lola allnächtlich in seinem Bett breit macht, die Kinder schon vor dem ersten Morgenkaffee komplizierte Fragen stellen und die Bonusfamilie wenig Respekt vor seiner Privatsphäre zeigt.

Ein Paar sind René und er allerdings nach wie vor nicht, weshalb sich seine Kollegen im Architekturbüro fragen, ob er wohl schwul und eine "Scheinehe" eingegangen sei. Die eigentliche Geschichte beginnt, als er mit René eine Kostümparty seiner Firma besucht. Die Mitbewohnerin will ihn unbedingt verkuppeln, und sei es für eine Nacht; seit Jennys Tod lebt Mads im freiwilligen Zölibat, weil sich Sex mit einer anderen Frau wie Fremdgehen anfühlen würde. Passenderweise lernt er an der Bar eine Nonne kennen. Eva (Marie Burchard), attraktiv und schlagfertig, hat eine völlig verkorkste Beziehung hinter sich und keine Lust mehr auf was Festes; beste Voraussetzungen also für ein flüchtiges Abenteuer. 

Wie’s nun weitergeht, scheint klar, auch wenn Eva und Mads die Nacht zwar miteinander, aber nicht zuletzt dank Lola züchtig verbracht haben. Am nächsten Morgen ist das Kapitel mit Evas Abschied schon wieder beendet, doch René sorgt mit Hilfe eines cleveren Tricks dafür, dass sie sich wiedersehen. Nun steht der Romanze nichts mehr im Weg, doch erneut durchkreuzen Birbæk und Regisseur Markus Sehr die Erwartungen, denn Eva sitzt auf gepackten Koffern: Sie will einen Schlussstrich ziehen und nach Kanada auswandern.

Natürlich könnte auch Mads theoretisch ein neues Leben beginnen, zumal er ohnehin keine Lust mehr hat, immer nur Mehrzweckhallen zu entwerfen, doch jetzt grätscht das Schicksal dazwischen. Die Einführung ließ bereits erahnen, dass "Die Beste zum Schluss" keine unbeschwerte Komödie wird. Die ersten Bilder zeigen Mads in einem Urnenraum mit Gedenktafeln. Das Großartige am Leben, erzählt er aus dem Off, sei der Umstand, dass morgen immer ein neuer Tag sei – "außer man stirbt."

Ein anderer Roman des gebürtigen Dänen trägt den schönen Titel "Wenn das Leben ein Strand ist, sind Frauen das Mehr" (beide bei Bastei Lübbe), und an dieser Haltung orientiert sich auch die Verfilmung: Hier sind eindeutig die Frauen das starke Geschlecht. René meistert ihr Dasein, obwohl sie nicht bloß Mutter, sondern auch selbstständig ist. Ihr verwitweter Vater ist dagegen in einer ähnlichen Situation wie Mads, selbst wenn seine Ehe deutlich länger gedauert hat. Jürgen Heinrich versieht den Mann mit einer knorrigen Aura, die gut nachvollziehen lässt, warum Mads noch immer großen Respekt vor ihm hat. Wenn Kurt ihn "auf ein Wort" bittet, lässt das nichts Gutes ahnen. Der Alte reicht ihm jedoch die Hand: Er betrachtet das Wiedersehen als Neuanfang, auch für Mads und René.

Dass die beiden in ihrem ungewöhnlichen Patchwork-Modell bloß platonisch zusammenleben, passt allerdings nicht in sein Weltbild. Der sympathische und bis hin zur Schlusspointe gern auch mal bissige Humor macht großen Spaß; deshalb lässt sich auch darüber weghören, dass der leichte Akzent der gebürtigen Brandenburgerin Wulf nicht zu einer Kindheit in Aachen passt. Regie führte Markus Sehr, der seine Karriere einst mit der skurrilen Kurt-Krömer-Kinokomödie "Eine Insel namens Udo" (2011) begonnen und anschließend fürs ZDF einige kraftlose "Friesland"-Episoden gedreht hat; seine Beiträge zur ARD-Krimireihe "Harter Brocken" waren dann allerdings wieder größtenteils sehenswert.