Berlin, Quito (epd). Ecuador hat in einem historischen Volksentscheid für den Stopp der Ölförderung im Yasuní-Nationalpark gestimmt. 59,31 Prozent der Wählerinnen und Wähler votierten für ein Ende der Förderung in einem der größten Ölfelder des Landes, wie die Nationale Wahlbehörde CNE am Montag (Ortszeit) mitteilte. Ausgezählt waren 98 Prozent der Stimmen. Die Volksabstimmung fand zusammen mit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am Sonntag statt. Der Yasuní-Nationalpark im Amazonas-Gebiet hat die weltweit größte Artenvielfalt.
Der Volksbefragung vorausgegangen war ein zehnjähriger Rechtsstreit. Das Plebiszit hatte das Umweltkollektiv Yasunidos initiiert, nachdem 757.000 Unterschriften gesammelt worden waren. Die Frage für die Volksabstimmung lautete: „Sind Sie damit einverstanden, dass die ecuadorianische Regierung das ITT-Erdöl, bekannt als Block 43, auf unbestimmte Zeit unter der Erde hält?“ Jetzt muss die Ausbeutung der Erdölreserven auf der Achse Ishpingo-Tambococha-Tiputini (ITT) - auch bekannt als Block 43-ITT - eingestellt werden. In dem Gebiet wurden nach offiziellen Angaben täglich bis zu 55.000 Barrel Rohöl gefördert, was etwa elf Prozent der ecuadorianischen Ölproduktion entsprach.
Der Yasuní-Nationalpark ist mit mehr als 10.000 Quadratkilometern das größte Naturschutzgebiet in Ecuador. Tausende zum Teil vom Aussterben Tierarten leben dort. Seit jeher ist die Yasuní-Region auch Heimat der Huaorani-Indianer, die uneingeschränkte Nutzungsrechte am Nationalpark haben. Gleichzeitig lagern dort etwa 1,7 Milliarden Barrel Rohöl.
Im September 2007 hatte der damalige Präsident Rafael Correa (2007- 2017) den Vereinten Nationen angeboten, auf das Fördergebiet ITT zugunsten von Umwelt, Klimaschutz und der indigenen Bevölkerung zu verzichten. Im Gegenzug sollte die internationale Gemeinschaft Ecuador für die Hälfte der entgangenen Erdöleinnahmen entschädigen. Trotz internationaler Solidaritätsbekundungen fand sich keine Mehrheit für das Vorhaben. Im Jahr 2013 verkündete Correa schließlich, dass die ITT-Blöcke für Ölbohrungen freigegeben würden. Auch das Parlament stimmte unter Auflagen zu. Seitdem kämpfen zivilgesellschaftliche Organisationen für den Erhalt des Naturschutzgebietes.