Berlin (epd). Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat die Aufkündigung des Abkommens für den Export von ukrainischem Getreide durch Russland kritisiert. Diese Entscheidung zeige einmal mehr, dass Präsident Wladimir Putin „der Hunger auf der Welt und die Sorgen der Entwicklungsländer letztlich egal sind“, erklärte sie am Montag in Berlin. Gleichzeitig ließ sie einen Teil Gelassenheit erkennen. Die Welt sei heute weniger verwundbar durch eine solche Blockade als noch vor einem Jahr, sagte sie. Russland hatte das Abkommen für Schiffsausfuhren für Getreide nach Berichten russischer Agenturen am Montag aufgekündigt.
Das ukrainische Getreide könne helfen, die Weltmarktpreise zu dämpfen und so den Hunger zu bekämpfen, sagte Schulze und betonte: „Für die Zukunft gilt: Wo Russland Weizen als Waffe einsetzen kann, wird es das tun.“ Die Lehre aus dieser Ungewissheit sei, „dass man sich unabhängiger machen muss von Putins Willkür“. Das gelinge, wenn Entwicklungsländer wieder mehr selbst anbauen, statt sich auf Weltmarkt-Weizen zu verlassen. Deutschland unterstütze seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine dabei. Hinzu komme, dass die Ukraine inzwischen mehr Getreide als früher über den Landweg exportieren könne, erläuterte Schulze.
Unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei hatten sich die Ukraine und Russland im Juli 2022 auf das Getreideabkommen geeinigt. Es ermöglichte trotz des Krieges die Ausschiffung landwirtschaftlicher Güter aus der Ukraine. Ebenso sollten Dünger und Lebensmittel aus Russland über das Schwarze Meer exportiert werden. Das Abkommen war zuletzt im Mai für 60 Tage verlängert worden und wird bei fehlender Verlängerung am Montagabend auslaufen.