Genf, New York (epd). Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat eine Zunahme der Kämpfe und der sexualisierten Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo beklagt. In den drei besonders betroffenen Provinzen Nord-Kivu, Süd-Kivu und Ituri seien allein seit März 2022 rund 2,8 Millionen Menschen vor den Grausamkeiten geflüchtet, sagte die beigeordnete UN-Hochkommissarin Gilian Triggs am Freitag in Genf. Fachleute der Vereinten Nationen warnten zudem vor einer Zunahme der Gewalt gegen Frauen in Flüchtlingscamps.
Triggs sagt, die Region werde erschüttert von Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und Milizen, bei denen immer wieder Zivilisten getötet und gefoltert würden. Zudem habe das UNHCR Berichte von willkürlichen Verhaftungen, Plünderungen von Gesundheitszentren und Wohnhäusern sowie von Zerstörungen von Schulen erhalten. Besonders alarmierend seien die Berichte über sexualisierte Gewalt gegen vertriebene Mädchen und Frauen.
Fachleute der Vereinten Nationen riefen dazu auf, Frauen und Mädchen in Flüchtlingscamps in der Region besser vor Übergriffen zu schützen. Das UN-Netzwerk gegen sexualisierte Gewalt in Konflikten sprach von einem „dramatischen Anstieg“ der Gewalt gegen Frauen in und um Lager für Vertriebene in Ost-Kongo. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres hätten 10.339 Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt in Nord-Kivu Hilfe aufgesucht, hieß es. Die Dunkelziffer liege möglicherweise höher, weil viele Frauen keine Hilfe aufsuchten.
Auch das UNHCR forderte die Regierung und die lokalen Behörden auf, die schockierende geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen. Die Verantwortlichen für diese Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
Im Osten des Kongos tragen Milizen, Einheiten der Armee und der Polizei seit Jahren brutale Kämpfe aus. Dabei geht es um politische Macht und die Kontrolle von Rohstoffen. Im UN-Netzwerk gegen sexualisierte Gewalt engagieren sich den Angaben zufolge 24 UN-Organisationen, darunter das Kinderhilfswerk Unicef, Unaids und die Internationale Organisation für Migration (IOM). Es wird geleitet von der UN-Sonderbeauftragten für sexualisierte Gewalt in Konflikten, Pramila Patten.