Kampala, Nairobi (epd). Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ hat die sudanesische RSF-Miliz für mutmaßliche Kriegsverbrechen im Bundesstaat West-Darfur verantwortlich gemacht. Die paramilitärische Einheit und mit ihr verbündete arabische Milizen hätten Ende Mai mindestens 28 Angehörige der Massalit-Volksgruppe getötet, erklärte HRW am Dienstag in Nairobi. Demnach wurden bei dem Angriff auf die Stadt Misterei Dutzende weitere Zivilistinnen und Zivilisten verletzt. Viele der Taten könnten als Kriegsverbrechen gelten.
Dem Bericht zufolge hatten tausende Kämpfer der RSF („Rapid Support Forces“) die Stadt nahe der Grenze zum Tschad gemeinsam mit weiteren arabischen Milizen am 28. Mai angegriffen. Männer seien in ihren Häusern und auf der Straße getötet worden. Die Angreifer hätten auf fliehende Anwohnerinnen und Anwohner geschossen. Der Report beruht nach Angaben der Menschenrechtsorganisation auf mehr als 60 Interviews mit Flüchtlingen aus West-Darfur, darunter 29 Überlebende des Angriffs auf Misterei.
Im Sudan ist Mitte April ein Machtkampf zwischen der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz eskaliert. Vor allem aus der Darfur-Region gibt es seitdem immer wieder Berichte über Gräueltaten und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. Die Region im Westen des Landes ist seit Jahrzehnten von teils ethnischer Gewalt geprägt. Die RSF ist aus den arabischen Dschanschawid-Milizen hervorgegangen, die für den Tod hunderttausender Menschen verantwortlich gemacht werden.
Der Internationale Strafgerichtshof ermittelt bereits wegen Völkermords in der Darfur, unter anderem gegen den damaligen Staatschef Omar al-Baschir. „Human Rights Watch“ forderte, dass auch die jüngsten Berichte über Angriffe und Verbrechen im Rahmen des Verfahrens untersucht werden. HRW-Konfliktforscher Jean-Baptiste Gallopin sagte, der Angriff auf Misterei zeige, dass es eine stärkere internationale Antwort auf den Konflikt brauche.