Frankfurt a.M., Genf (epd). Hochrangige UN-Vertreter sind alarmiert über das Ausmaß sexualisierter Gewalt im Sudan. Der Einsatz von sexualisierter Gewalt als Kriegstaktik müsse aufhören, heißt es in einer am Mittwoch in Genf verbreiteten Erklärung mehrerer Organisationen der Vereinten Nationen. Besonders gefährdet seien Frauen und Mädchen, die sich auf die Suche nach sichereren Orten gemacht hätten. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk rief dazu auf, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Das UN-Menschenrechtsbüro im Sudan habe glaubwürdige Berichte über 21 Vorfälle konfliktbezogener sexualisierter Gewalt gegen mindestens 57 Frauen und Mädchen erhalten, hieß es. Die tatsächliche Zahl der Übergriffe sei wahrscheinlich höher, weil viele Fälle nicht gemeldet würden. Schätzungen zufolge seien 4,2 Millionen Frauen und Mädchen in dem afrikanischen Land von geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht. Vor Beginn der Kämpfe Mitte April lag die Zahl demnach bei drei Millionen.
Für die Erklärung haben sich mehrere hochrangige UN-Vertreter zusammengetan, darunter der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, die Direktorin des Kinderhilfswerks Unicef, Catherine Russell, sowie UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi.
Im Sudan kämpfen seit Mitte April Armeechef Abdel Fattah al-Burhan und sein Widersacher Mohamed Hamdan Dagalo, genannt „Hemeti“, Befehlshaber der paramilitärischen „Rapid Support Forces“, um die Macht. Nach UN-Angaben wurden seit Beginn der Kämpfe etwa 2,5 Millionen Menschen vertrieben. Etwa eine halbe Million Sudanesinnen und Sudanesen sind demnach ins Ausland geflohen.