Hannover (epd). Der Anteil von Menschen, die unter stressbedingten Herzproblemen leiden, ist laut einer Umfrage der Kaufmännische Krankenkasse (KKH) in Hannover in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Jeder zehnte Herzpatient erhalte mittlerweile eine Stressdiagnose, teilte die KKH am Mittwoch mit. „Chronischer Stress und enorme psychische Belastungen steigern das Risiko für hohen Blutdruck und die Entwicklung von Herzerkrankungen“, sagte KKH-Ärztin Sonja Hermeneit. Das gelte auch für jüngere Patienten ohne Vorerkrankungen.
Den Angaben zufolge haben Herz-Kreislauf-Erkrankungen allgemein im Zeitraum zwischen 2011 und 2021 um rund 17 Prozent zugenommen. Der Anstieg dieser Erkrankungen in Kombination mit einer psychischen Diagnose stieg um rund 37 Prozent. „Während mangelnde Bewegung, schlechte Ernährung, Alkohol und Rauchen als kardiovaskuläre Risikofaktoren unangefochten sind, werden psychische Belastungen oft nicht in gleicher Weise berücksichtigt“, sagte Hermeneit.
Die Daten der Krankenkasse zeigen, dass psychische Belastungen insgesamt zugenommen haben. 84 Prozent der befragten 18- bis 70-Jährigen gaben an, sich zumindest gelegentlich gestresst zu fühlen. 43 Prozent sagten, sie fühlten sich häufig gestresst. Jeder zweite Befragte gab an, das Leben sei in den vergangenen ein bis zwei Jahren anstrengender geworden.
Zu den Stresssymptomen zählen bei rund zwei Dritteln der Befragten Unruhe, Nervosität, Gereiztheit und Schlafstörungen. Jeder dritte Befragte gab ab, unter depressiven Verstimmungen zu leiden. Jeder Sechste sagte, er leide unter Angstzuständen, unter den 18- bis 34-Jährigen hat dieses Problem sogar jeder Vierte.
Gründe für den Stress sind der Erhebung zufolge hohe Ansprüche an sich selbst, Belastungen im Beruf, ständige Erreichbarkeit über Smartphone und soziale Netzwerke und Konflikte in der Familie. Auch gesellschaftliche Entwicklungen wie Klimawandel, Inflation und der Ukraine-Krieg machen sich bemerkbar.
Bei der Forsa-Umfrage im Auftrag der KHH wurden im Mai etwa 1.000 Menschen im Alter von 18 bis 70 Jahren repräsentativ telefonisch befragt.