Antonia Hrastar
Was hilft bei Kopfschmerzen?
Migräne: Jammern oder Zähne zusammenbeißen?
Ein feuchtwarmer Frühsommerabend in der Kulturkirche Köln-Nippes. Wo sonst die Bläck Fööss oder Köbes Underground auftreten und Karnevalslieder einsingen, steht heute Abend "Bombenkopf" auf dem Programm, ein Abend über Migräne. Die Kirchenbänke dicht gefüllt mit jungen Frauen und sehr wenigen Männern. Einige haben ihre Mutter mitgebracht, zwei ihren Assistenzhund mit Schürze, "Pfoten weg!". Wo der Kirchbaumeister vor 200 Jahren die Gesangbuchablage vorgesehen hat, liegen heute Abend viele Handys und ein paar Noise-Cancelling-Kopfhörer. Vor der Show unterhält man sich über Menstruationsschmerzen und Schilddrüse, es geht um Kupferketten und warum es einfach keine Termine gibt beim Psychotherapeuten. "Ich dreh noch durch."
Licht aus, Phia Quantius, Jahrgang 1998, betritt die Bühne. Sie ist Influencerin, 275 000 Follower auf Instagram. Rote lange Haare, Minirock und schwarze Stiefel. "Hallo Köllefornia, ich bin scheiße aufgeregt", ruft sie in die Menge, frenetischer Beifall. "Wer von euch hat Migräne? Wer hat überlegt, heute Abend gar nicht kommen zu können wegen Migräne?" – viele Arme recken sich in die Luft. "Beschissenes Migränewetter", beruhigt Phia ihre Mitleidenden, "aber das hier ist ein Safe Space. Du kannst zwischendurch aufstehen, etwas trinken, an die frische Luft gehen. Mach, was dir guttut." Zustimmendes Nicken.