Aachen (epd). Mit der hohen Inflation in Deutschland steigt laut einer Umfrage der Beratungsbedarf in Schuldnerberatungsstellen. In einer am Montag in Aachen vorgestellten Erhebung berichteten zwei Drittel der befragten gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen von einer deutlich höheren Nachfrage als vor sechs Monaten. Bei einem Fünftel von ihnen stieg den Angaben zufolge die Nachfrage sogar um mehr als 30 Prozent.
„Unsere Zahlen zeigen: Immer mehr Menschen brauchen Rat, weil das Geld nicht reicht“, stellte Roman Schlag, Referent für Schuldnerberatung für die Caritas in Aachen und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Verbände (AG SBV), fest. „Die Einkommen halten nicht mit der Inflation Schritt. Für alle, die davor schon gerade so über die Runden kamen, ist das fatal.“
In fast der Hälfte der Beratungsstellen kamen laut Umfrage mehr Ratsuchende wegen Energieschulden als Ende 2022, in einem Viertel der Beratungsstellen sind die Anfragen wegen Mietschulden gestiegen. Unter den Ratsuchenden waren demnach in 46 Prozent der Beratungsstellen mehr Erwerbstätige als noch vor sechs Monaten. „Ein Job schützt nicht vor Überschuldung“, sagte Sabine Weisgram vom AWO Bundesverband.
Was vor Überschuldung schützen könne, sei frühzeitige Beratung. In Deutschland hätten aber nicht alle, die es bräuchten, Zugang zu einem solchen Angebot. Mancherorts dürften sich nur Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen an eine Schuldnerberatungsstelle wenden, erklärte die AG SBV. An anderen Orten führe eine unzureichende Finanzierung dazu, dass die Beratungsstellen überlastet seien und Ratsuchenden lange Wartezeiten zumuten müssten.
Die AG SBV vertritt nach eigenen Angaben etwa 1.400 gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen in Deutschland. An der Online-Befragung, die zwischen dem 17. April und dem 17. Mai stattfand, beteiligten sich 456 Schuldnerberatungsstellen.