Berlin (epd). Der Verkehrssektor sprengt einer Studie zufolge das ihm zustehende Restbudget an klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) bis 2030 so radikal wie kein anderer Sektor in Deutschland. Laut der am Donnerstag in Berlin veröffentlichen Untersuchung des NewClimate Institute im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) wird der Verkehr nach aktueller Prognose allein in diesem Jahrzehnt noch mehr als 1.100 Millionen Tonnen Treibhausgase verursachen. Das seien fast viermal so viel, wie mit der überlebenswichtigen 1,5-Grad-Grenze vereinbar sei, sagte Studienautor Niklas Höhne.
„Wenn alle Sektoren und Staaten ihre Emissionsreduktionen im selben Maß verschleppen wie der deutsche Verkehrssektor, erhitzt sich die Erde um mehr als drei Grad“, warnte Höhne. Dann drohten globale Hungersnöte, tödliche Hitzewellen, Dürren und andere Extremwetterereignisse sowie kollabierende Ökosysteme.
Laut Höhne kann der Totalausfall des Verkehrssektors, dem etwa 20 Prozent des nationalen CO2-Restbudgets zustehen, nicht kompensiert werden. Keiner der anderen Sektoren wie Landwirtschaft, Industrie oder Energie habe übriges Treibhausgas-Budget abzugeben. Dafür hätten alle seit dem Inkrafttreten des verbindlichen 1,5-Grad-Ziels im Jahr 2016 bereits zu viel verbraucht: „Deshalb muss der Verkehr jetzt die Notbremse ziehen.“
Die Umwelthilfe fordert ein sofortiges Tempolimit 100 auf Autobahnen, 80 außerorts und 30 innerorts, die Abschaffung der milliardenschweren Subventionen etwa für Dienstwagen, Diesel und Kerosin und den Stopp aller neuen Autobahn- und Bundesstraßen-Pläne. Zudem dürften ab 2025 keine neuen Verbrenner mehr zugelassen werden.