Eigenständiges, kreatives Schreiben müsse künftig anders geübt und verinnerlicht werden. Das sei "von erheblicher ethischer Relevanz, weil die Ausbildung einer selbstbewussten Persönlichkeit für unsere komplexe Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist", schreibt der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrats.
Der evangelische Theologe schreibt weiter, die Gesellschaft müsse zudem lernen, "mit der erwartbar von Sprachmodellen erzeugten Überflut an Texten umzugehen". Dabei warnt er auch vor einer neuen Form sozialer Ungleichheit, "nämlich wenn Bessergestellte sich von Texten inspirieren lassen können, die weiterhin von Menschen geschrieben werden, während bildungsfernere und finanzschwächere Personen sich mit den durch ChatGPT erzeugten Brosamen zufriedengeben müssen".
Überflut an Texten kann soziale Ungleichheit verstärken
Der Erlanger Theologieprofessor sprach sich zugleich dagegen aus, künstliche Intelligenz zu verteufeln. Die dadurch entstehenden Chancen müssten genutzt werden. Nicht per se drohten mit der technischen Disruption von ChatGPT Spaltungen. "Aber sie werden nur vermieden, wenn wir zügig Gewohntes - gerade im Bildungsbereich - auf den Prüfstand stellen und uns auf die neuen Möglichkeiten einstellen", argumentiert Dabrock. Es gelte, die Weiterentwicklung der Chatbots nüchtern zu beobachten und sie mitzugestalten - "und dabei möglichst alle mitzunehmen, um ungerechtfertigte Ungleichheit zu verhindern".
GPT steht für "Generative Pre-training Transformer" und ist ein computergestütztes Modell, das dazu entwickelt wurde, Text zu erzeugen. Der Chatbot verwendet künstliche Intelligenz, um menschenähnliche Gespräche zu führen und Benutzern Informationen oder Hilfe zu liefern. Mit dem Ende November im Internet veröffentlichten und frei zugänglichen Sprachassistenten soll es auch möglich sein, Gedichte zu schreiben oder wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen.