Berlin (epd). Deutschland hat im vergangenen Jahr laut dem Thinktank Agora Energiewende ein entscheidendes Klimaziel verfehlt: Der gesamte Treibhausgas-Ausstoß sei trotz eines geringeren Energieverbrauchs nicht zurückgegangen. Der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) habe bei rund 761 Millionen Tonnen stagniert, teilte die Denkfabrik am Mittwoch in Berlin zu ihrer Auswertung des Energiejahres 2022 mit. Damit habe die Emissionsminderung 2022 im Vergleich zum Referenzjahr 1990 bei knapp 39 Prozent und damit zum zweiten Mal hinter dem 2020 erreichten Klimaziel von 40 Prozent gelegen.
Der gesamte Verbrauch sei im vergangenen Jahr um 162 Terawattstunden im Vergleich mit 2021 zurückgegangen, hieß es. Doch der verstärkte Einsatz von Kohle und Öl habe die Emissionsminderungen durch Energieeinsparungen zunichtegemacht.
Den geringeren Energieverbrauch führt die Denkfabrik auf die massiven Preissteigerungen bei Erdgas und Strom sowie die insgesamt milde Witterung zurück. Der gesamte Verbrauch sei unter das Niveau im Corona-Jahr 2020 und damit auf den tiefsten Stand im wiedervereinigten Deutschland gesunken. Gleichzeitig habe der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch einen neuen Höchstwert von 46,0 Prozent erreicht. Gleichwohl warnte der Deutschland-Direktor bei Agora Energiewende, Simon Müller: „Das Rekordjahr für die erneuerbaren Energien ist wetterbedingt und damit kein struktureller Beitrag zum Klimaschutz.“
Das Klimaziel von 756 Millionen Tonnen weniger CO2 für das vergangene Jahr sei „aufgrund kurzfristiger Maßnahmen für die Energiesicherheit ins Hintertreffen geraten“, kritisierte Müller. Auch das im Koalitionsvertrag für 2022 angekündigte Klimaschutzsofortprogramm sei die Bundesregierung schuldig geblieben. In diesem Jahr müsse die Ampel-Koalition die Trendwende hin zu erneuerbaren Energien schaffen.