München, Genf (epd). Landminen, Blindgänger und Munitionsreste haben im vergangenen Jahr laut einem Bericht erneut Tausende Menschen verletzt oder getötet. Mindestens 5.544 Menschen seien Opfer der geächteten Sprengkörper geworden, teilte Handicap International Deutschland am Donnerstag in München mit. 2.182 von ihnen starben demnach durch die Verletzungen. Drei Viertel der Opfer seien Zivilistinnen und Zivilisten, fast die Hälfte davon Kinder. Die Dunkelziffer ist demnach jedoch höher.
In Syrien wurden die meisten Verletzten und Todesfälle registriert (insgesamt 1.227 Opfer), gefolgt von Afghanistan (1.074 Opfer), wie es im Landminen Monitor hieß, der jährlich von Handicap und weiteren Hilfsorganisationen herausgegeben wird.
In der Ukraine hat sich demnach die Zahl der Minen-Opfer in den ersten neun Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr verfünffacht. Sie stieg von 58 auf 277. Russland setze dort mindestens sieben Arten von Antipersonenminen ein. Es gebe bestätigte Hinweise dafür, dass russische Streitkräfte auch Sprengfallen und improvisierte Sprengsätze an zahlreichen Orten platziert hätten, hieß es im Bericht. Dies sei eine noch nie dagewesene Situation: Ein Staat, Russland, der nicht Vertragspartei des Ottawa-Minenverbotsvertrags sei, verwende diese Waffe auf dem Gebiet eines Vertragsstaates, Ukraine.
Der „Landminen Monitor“ erfasst die Auswirkungen des Ottawa-Vertrags, der den Einsatz, die Herstellung, die Weitergabe und die Lagerung von Antipersonenminen verbietet. Der Ottawa-Vertrag trat am 1. März 1999 in Kraft. Insgesamt 164 Staaten sind dem Vertrag beigetreten.
„Die Menschen in den betroffenen Ländern müssen noch Jahrzehnte mit der Bedrohung von Minen und Blindgängern leben“, erklärte Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland. „Die Vertragsstaaten müssen sich mehr engagieren und die Konvention konsequent umsetzen.“
Der Landminen Monitor wird jährlich von der International Campaign to Ban Landmines (ICBL) erstellt. Handicap International ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied der ICBL, die 1997 den Friedensnobelpreis erhielt.