Scharm el Scheich (epd). Brasiliens neu gewählter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva will den Klimaschutz zum Schwerpunkt seiner Amtszeit machen. „Brasilien ist zurück“, sagte er am Mittwoch bei einer umjubelten Rede im ägyptischen Scharm el Scheich. „Brasilien ist bereit, sich einmal mehr zu beteiligen an dem Kraftakt, einen gesünderen Planeten zu schaffen“, kündigte der linke Politiker an.
Lula fügte hinzu, es gebe keinen Klimaschutz auf der Welt ohne den Schutz des Amazonas. Deshalb werde er gegen Abholzung vorgehen, die Überwachungsorgane wiederaufbauen und stärken. Alle, die zur Abholzung beitrugen, würden rigoros verfolgt. Außerdem werde es ein Ministerium für indigene Völker geben, damit sie in Würde mitverhandeln könnten.
Mit Blick auf die künftigen Klimaverhandlungen brachte er Brasilien als Gastgeber für die „COP30“ ins Spiel, den UN-Klimagipfel im Jahr 2025. Diese Gespräche sollten dann in der Amazonas-Region geführt werden, sagte Lula. Er werde mit den reichen Staaten diskutieren, dass sie ihre Versprechen auch umsetzen müssten. Als Beispiel nannte er die internationale Klimafinanzierung: Die Industriestaaten hatten zugesichert, von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz und Anpassung in armen Länder bereitzustellen. Bislang wurde das Versprechen nicht erfüllt.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) lud Lula ein, über eine Partnerschaft für den klimafreundlichen Umbau der ganzen brasilianischen Volkswirtschaft zu sprechen. „Es gibt die Chance, jetzt gemeinsam einen großen Entwicklungssprung zu unterstützen, der mehr Wohlstand für alle organisiert, die Gesellschaft wieder zusammenführt und das Klima entlastet“, erklärte sie.
Der Amazonas-Wald bindet eine erhebliche Menge an Kohlenstoff und hat damit eine Schlüsselrolle für das weltweite Klima. Lula tritt im Januar sein Amt an und löst Jair Bolsonaro ab, unter dem die Abholzung des Regenwalds massiv vorangetrieben wurde.
Derweil gingen die Verhandlungen über die konkrete Umsetzung der Klimazusagen schleppend voran. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte, auch bei den Gesprächen über Finanzhilfen für arme Staaten, die unter klimabedingten Schäden leiden, lägen „die Vorstellungen teils noch weit auseinander“. Nach ihrer Ankunft in Scharm el Scheich sah sie das jedoch gelassen. Es sei Mittwoch, sagte sie und ein Mittwoch in der zweiten Woche der Klimakonferenz sei immer „alles andere als einfach“. Angesichts einer möglichen Verlängerung des Gipfels fügte sie hinzu: „Ich habe meinen Koffer jedenfalls nicht scharf auf Freitagnachmittag Ende gepackt.“
Noch bis mindestens Freitag verhandeln Delegierte aus mehr als 190 Ländern über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015. Ziel ist die Begrenzung der Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius. Derzeit steuert die Welt nach Einschätzung von Fachleuten auf rund 2,5 Grad Celsius zu. Zum ersten Mal ist bei einem Klimagipfel auch das Thema Schäden und Verluste, „Loss and Damage“ genannt, auf die offizielle Agenda gekommen. Es geht um klimabedingte Zerstörungen etwa durch Dürren, Stürme und Überschwemmungen.
Arme Länder fordern eine sogenannte Finanzfazilität, über die Industriestaaten ärmeren Ländern unkompliziert Geld zur Verfügung stellen, auf das sie bei Klimaschäden zugreifen können. Dazu sagte Baerbock: „Ich weiß nicht, ob sie kommen wird und ich weiß auch gar nicht, ob das jetzt der richtige Moment ist.“ Über Jahre hätten Industriestaaten gesagt, „lasst uns das gar nicht erst anfangen“, das sei viel zu groß und viel zu schwierig. Das habe dazu geführt, dass insbesondere die Länder, die am meisten litten, Vertrauen in die Hilfe der Industriestaaten verloren hätten. Daher werbe Deutschland für Finanzierungsinstrumente.