Hamburg (epd). Nord- und Ostsee befinden sich in einem kritischen Zustand. Das teilte das Statistikportal „Statista“ am Montag in Hamburg unter Berufung auf ein „DossierPlus“ mit, in dem „Statista“ in Kooperation mit der Deutschen Meeresstiftung über die ökologische Situation in den beiden europäischen Randmeeren berichtet. Der 68-seitige Bericht zeige zudem, dass eine erfolgreiche Verwirklichung des UN-Nachhaltigkeitsziels 14 (SDG 14) in Nordeuropa noch lange nicht erreicht sei. Schwerpunkte des Berichts sind den Angaben zufolge die Auswirkungen des Klimawandels, Meeresverschmutzung, Fischerei und die Frage, wie Nord- und Ostsee nachhaltiger genutzt werden könnten.
Laut Bericht endete bereits 2020 die Frist für das UN-Nachhaltigkeitsziel 14.2., in dem es um Management und Schutz der Ökosysteme geht. Tatsächlich konnte die Fläche der Meeresschutzgebiete in Nord- und Ostsee ausgebaut werden. Allerdings seien die europäischen Schutzgebiete „in der Realität nur schwach ausgestaltet“ und erlauben nicht nur den Fischfang, sondern auch den Einsatz von umstrittenen Fangpraktiken, so der Bericht.
Auch die Frist für das SDG 14.4, das auf einen nachhaltigen Fischfang abzielt, sei zum Jahr 2020 ausgelaufen. Die Bilanz der Fischerei in Nordsee und Ostsee zeige deutlich, dass in beiden Meeren eine Realisierung dieses Unterziels „noch lange nicht erreicht“ wurde, hieß es. Aktuell würden noch zu viele Fische aus dem Meer geholt, lande zu viel Beifang als Rückwurf im Wasser und werde zu oft mit Grundschleppnetzen gefischt.
Nicht mehr viel Zeit bleibt bis zum Jahr 2025, um die Meeresverschmutzung in den Griff zu bekommen und damit das SDG 14.1 zu erfüllen. Hier konnten die Anrainerstaaten bereits Fortschritte erzielen, dennoch würden noch zu viele schädliche Stoffe in Nord- und Ostsee gelangen und das Problem der Altlasten sei groß. So brauche es innovative „Lösungen für die gigantischen Mengen“ an Plastik und Mikroplastik in den Meeren, hieß es.
Darüber hinaus belaste der Klimawandel die Meere und habe sie bereits stark verändert. Zwischen 1993 und 2019 hat sich das Oberflächenwasser der Ostsee im Mittel um etwa 0,04 Grad Celsius pro Jahr erwärmt - das ist doppelt so viel wie der durchschnittliche Temperaturanstieg der Ozeane im selben Zeitraum. Vor diesem Hintergrund sei es umso wichtiger, dass die Anrainer von Nordsee und Ostsee die Umsetzung des SDG 14 mit höchster Priorität verfolgen, hieß es. Je stabiler und resilienter die marinen Ökosysteme seien, desto besser würden sie die Belastungen der Klimakrise bewältigen.