Berlin (epd). Die Zufriedenheit der Deutschen mit der Demokratie als Staatsform hat einer Studie zufolge in der Corona-Pandemie zugenommen. Rechtsextreme Einstellungen seien zum Teil deutlich zurückgegangen. Zugleich gebe es aber mehr Vorurteile gegenüber Migranten, Frauen, Muslimen und anderen Gruppen, heißt es in der am Mittwoch in Berlin vorgestellten elften Autoritarismus-Studie der Universität Leipzig.
Demnach zeigen nur noch zwei Prozent der Ostdeutschen ein geschlossenes, rechtsextremes Weltbild. 2020 waren es noch rund zehn Prozent. Die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen habe bundesweit, insbesondere aber in Ostdeutschland abgenommen, sagte der Sozialpsychologe Oliver Decker als Studienleiter: „Das ist eine gute Nachricht, aber nur das halbe Bild.“
Elemente einer „Neo-NS-Ideologie“ seien seltener. Dafür hätten Ressentiments gegen jene, „die als 'anders' empfunden werden, sogar zugenommen“, betonte Elmar Brähler als Co-Studienleiter. Der Prozentsatz der „manifest ausländerfeindlich Eingestellten“ sei im Vergleich zu 2020 in Ostdeutschland von 27,8 Prozent auf 31 Prozent gestiegen. In Westdeutschland sank er von 13,7 Prozent auf 12,6 Prozent. 40 Prozent der Ostdeutschen gaben an, Deutschland sei „durch die vielen Ausländer überfremdet“, 23 Prozent der Westdeutschen stimmten dieser Aussage zu.
Für die Studie „Autoritäre Dynamiken in unsicheren Zeiten“ waren zwischen März und Mai 2022 im Auftrag der Universität Leipzig bundesweit 2.522 Menschen befragt worden, davon 535 in Ostdeutschland. Die Studie entstand in Kooperation mit der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung und der gewerkschaftsnahen Otto-Brenner-Stiftung.