Berlin (epd). Messstationen entlang der Oder zeigen laut einem Medienbericht, dass der Fluss derzeit ähnlich stark verunreinigt ist wie bei dem großen Fischsterben im Sommer. Fachleute des in Berlin ansässigen Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hätten bestätigt, dass der Wert der elektrischen Leitfähigkeit - ein Indikator für den Salzgehalt - zwar etwas niedriger als vor dem Fischsterben liege, berichtete „Zeit Online“ am Freitagabend. Die Oder habe aber nach Aussagen des IGB-Biologen Christian Wolter derzeit aber auch doppelt so viel Wasser. „Das heißt, die Menge der Salzfrachten ist mindestens genauso hoch oder sogar höher als im Sommer.“
Für eine Algenblüte seien die Wassertemperaturen jetzt zu niedrig, sagte Wolter: „Aber dass nach der Katastrophe im Sommer nichts an der Ursache geändert wird, nur weil man keine toten Fische mehr sieht, das entsetzt mich schon.“
Im August hatte die Massenvermehrung einer giftigen Goldalge das massenhafte Sterben von Fischen, Muscheln und weiteren Organismen ausgelöst. Ein Ende September veröffentlichter deutscher Expertenbericht benannte die Einleitung von Substanzen mit einem hohen Salzanteil als Ausgangspunkt der Katastrophe. Das habe im Zusammenspiel mit der hohen Wassertemperatur, Niedrigwasser und langsamen Fließgeschwindigkeiten zu der giftigen Algenblüte und damit letztlich zu der Umweltkatastrophe geführt.
Über die Herkunft der Salzeinleitungen gibt es Uneinigkeit zwischen Deutschland und Polen. Ein zunächst geplanter gemeinsamer Untersuchungsbericht scheiterte. Die deutsche Seite warf den polnischen Behörden Intransparenz bei der Aufklärung vor.