Frankfurt a.M., Nairobi (epd). Kurz vor Beginn der Weltklimakonferenz in Ägypten rufen die Vereinten Nationen eindringlich zu einer ambitionierten Klimapolitik auf. Laut einer am Donnerstag in Nairobi vom UN-Umweltprogramm (Unep) veröffentlichten Studie steuert die Weltgemeinschaft auf eine Erderwärmung von deutlich mehr als zwei Grad Celsius zu. Die Pläne der Staaten zur Verringerung von Treibhausgasen gingen nicht weit genug, kritisierte UN-Generalsekretär António Guterres und warnte vor einer „globalen Katastrophe“.
Mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 hatte sich die Staatengemeinschaft darauf geeinigt, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dieses Ziel wird laut dem Report selbst dann verfehlt, wenn die Staaten alle ihre Zusagen zur Einsparung von Treibhausgasemissionen einhalten. So werde die Erderwärmung lediglich auf 2,6 Grad begrenzt, wenn alle Einsparziele erfüllt würden, die an keinerlei Voraussetzungen geknüpft seien. Würden hingegen auch jene Versprechen eingehalten, die an Bedingungen wie internationale finanzielle Unterstützung gebunden seien, könnte der Temperaturanstieg immerhin auf 2,4 Grad begrenzt werden. Auch damit läge er aber noch deutlich über dem Ziel des Pariser Klimaabkommens.
Die Fachleute kritisieren insbesondere, dass die Staaten seit der vergangenen Klimakonferenz in Glasgow unzureichende neue Ziele zur Emissionsminderung verabschiedet hätten. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, müssten die Treibhausgasausstöße bis 2030 um 30 bis 45 Prozent reduziert werden.
Dürren, Fluten, Stürme und Waldbrände zerstörten bereits jetzt auf der ganzen Welt Existenzen, sagte UN-Generalsekretär Guterres in einer Videobotschaft. Das Zeitfenster, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, schließe sich rasant. „Wir steuern auf eine globale Katastrophe zu.“ Dabei seien die G20-Staaten für 80 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich, kritisierte Guterres. Unep-Direktorin Inger Andersen mahnte eine umfassende Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft an.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) forderte mit Blick auf den Bericht eine ambitioniertere Klimapolitik der Bundesregierung. Deutschland müsse seinen „Energiehunger eindämmen und jetzt das Ende der Fossilen einläuten“, sagte die Leiterin für Internationale Klimapolitik, Susann Scherbarth. Die Bundesregierung müsse auf erneuerbare Energien setzen und alle Menschen mit erschwinglicher Energie versorgen.
Für den jährlich erscheinenden „Emissions Gap Report“ wurden Daten zu Treibhausgasemissionen, Klimaschutzzielen sowie Studien und Modelle ausgewertet. An der Erstellung des Berichts waren 77 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 23 Ländern beteiligt. Unterstützt wurde der Report auch vom Bundesumweltministerium. Die Weltklimakonferenz berät vom 6. bis zum 18. November im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich.