Frankfurt a.M., Nairobi (epd). Islamistische Gruppen haben in Mali seit März 2022 offenbar gezielt Hunderte Menschen getötet. Auch seien bei diesen systematischen Angriffen Zehntausende zur Flucht aus ihren Dörfern gezwungen worden, erklärte Human Rights Watch am Donnerstag. Die Menschenrechtsorganisation forderte deshalb die malische Regierung und die Friedensmission der Vereinten Nationen (Minusma) auf, ihre Präsenz in den betroffenen Regionen zu verstärken. Auch müssten die Behörden dabei unterstützt werden, den Opfern und ihren Angehörigen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Seit Anfang des Jahres haben islamistische Gruppen dem Bericht zufolge Dutzende Dörfer angegriffen und Zivilisten in den Regionen Ménaka und Gao systematisch ermordet. Diese Attacken, die häufig am selben Tag und nach ähnlichem Muster verliefen, richteten sich hauptsächlich gegen die ethnischen Dawsahak, eine Volksgruppe der Tuareg. Dies lässt Human Rights Watch zufolge darauf schließen, dass es sich um koordinierte Angriffe gehandelt hat. Nach Angaben von malischen Gemeindevorstehern wurden seit März fast 1.000 Zivilisten in der Region getötet, doch wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Zahl sehr viel höher ist.
Die Ethnie der Dawsahak, die zu den halbnomadischen Hirtenvölkern gehört, wird nicht nur vom Erstarken islamistischer Terroristen in der Sahelregion bedroht. Die Klimakrise gefährdet zudem ihre Existenzgrundlage, weil sie mit anderen Gruppen um immer knapper werdende Ressourcen wie Wasser und Weideland konkurrieren muss.
Die erneute Gewaltwelle in Zentral- und Ostmali fällt mit dem Abzug der letzten französischen Truppen am 15. August zusammen, die mehr als neun Jahre in dem westafrikanischen Land stationiert waren. Deutschland ist mit bis zu 1.400 Soldatinnen und Soldaten an der UN-Mission Minusma beteiligt. Der Einsatz gilt als einer der gefährlichsten weltweit.