Saarbrücken (epd). Vor dem Hintergrund der steigenden Corona-Zahlen appellieren der saarländische Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) und Corona-Experten an die Bevölkerung, Kontakte zu reduzieren. Eine Reduktion der Kontakte um etwa 20 Prozent könne dazu beitragen, dass die Corona-Lage in einem „beherrschbaren Bereich“ bleibe, sagte der Minister am Mittwoch in Saarbrücken. Pharmazie-Professor Thorsten Lehr unterstrich, dass das Saarland zurzeit etwa zwei Wochen vor den anderen Bundesländern liege und Spitzenreiter beim Reproduktionswert sei.
Der Virologe Jürgen Rissland erläuterte, dass sich die Sieben-Tage-Inzidenz seit Dienstag vor einer Woche von 800 auf 1.700 am vergangenen Dienstag verdoppelt habe. Zwar habe die Inzidenz nur eine begrenzte Aussagekraft, jedoch sei auch der Reproduktionswert mittlerweile zwischen 1,3 und 1,4, was ein exponentielles Wachstum bedeute. Parallel zum Coronavirus seien außerdem Grippe- und andere Erreger von Atemwegserkrankungen unterwegs.
Lehr zufolge könnte die Corona-Inzidenz ohne Gegensteuern Ende Oktober die Schwelle von 4.000 erreichen. Ein „relativ dramatischer Effekt“ sei dann auch bei den Intensivbetten möglich, erläuterte er. „Wenn wir es zeitnah schaffen, die Kontakte zu reduzieren, können wir die Belastung abfangen.“
Konkret rät Gesundheitsminister Jung wieder zu Masken in Innenräumen und dort, wo mehrere Menschen zusammenkommen. Die Menschen sollten zudem die Testmöglichkeiten wahrnehmen und möglichst im Homeoffice arbeiten. Außerdem warb der SPD-Politiker erneut für eine Auffrischimpfung für die Menschen, für die die Ständige Impfkommission (Stiko) dies zurzeit empfehle.
Zunächst sei die Landesregierung verpflichtet, alle Möglichkeiten unterhalb von eigenen rechtlichen Regelungen zu nutzen, betonte Jung. Wenn es notwendig sein sollte, werde sie aber auch etwa wieder eine Maskenpflicht anordnen.