Berlin (epd). Der Sozialverband VdK fordert die Bundesregierung auf, einen Lohn für pflegende Angehörige einzuführen. VdK-Präsidentin Verena Bentele sagte am Dienstag in Berlin, eine solche Zahlung müsse sich nach dem Aufwand für die Pflege zu Hause richten. „Nächstenpflege darf nicht arm machen“, forderte Bentele. Das Gegenteil sei aber der Fall: Jeder fünfte pflegende Angehörige sei armutsgefährdet, bei pflegenden Frauen sei es sogar jede Vierte.
Die VdK-Chefin verwies auf die völlig unterschätzte Bedeutung der Angehörigen für die Versorgung der Pflegebedürftigen in Deutschland. Die Aufmerksamkeit richte sich vorrangig auf die Heime, doch würden tatsächlich 3,1 Millionen von insgesamt 4,1 Millionen Pflegebedürftige von ihren Angehörigen zu Hause versorgt. „Wenn die Angehörigen nicht mehr pflegen, kann ich mir nicht vorstellen, wer es dann machen soll“, sagte Bentele. Einer Umfrage im Auftrag des VdK zufolge plagt sich jede und jeder dritte Angehörige zusätzlich zu den alltäglichen Belastungen mit finanziellen Sorgen.
Anders als die Ampel-Koalition es in ihrem Koalitionsvertrag vorsieht, fordert der VdK nicht eine Lohnersatzleitung nach dem Vorbild des Elterngeldes, sondern einen Pflegelohn. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beziffert die jährlichen Ausgaben dafür mit sechs Milliarden Euro. Für die Höhe des Pflegelohns soll aus Sicht des VdK der Pflegegrad der Menschen zugrunde gelegt werden, die zu Hause betreut werden.
VdK-Präsidentin Bentele sagte, eine Lohnersatzleistung wie das Elterngeld richte sich nach dem vorigen Einkommen. Damit würden pflegende Frauen erneut benachteiligt, weil sie weniger verdienten als Männer und häufig in Teilzeit arbeiteten. „Die Pflege durch eine Geringverdienerin ist aber genauso viel wert wie die Pflege durch einen Gutverdiener“ betonte Bentele. Der VdK werde sich dafür einsetzen, dass die Koalition ihre Pläne noch einmal überprüfe und endlich auch „einen Schutzschirm für pflegende Angehörige“ aufspanne.