Jänschwalde, Cottbus (epd). Mit einer Blockade des brandenburgischen Braunkohlekraftwerks Jänschwalde bei Cottbus haben Klimaaktivisten gegen die anhaltende Kohleverstromung protestiert. Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) verurteilte die am frühen Montagmorgen begonnene Aktion als Sabotage. Der betroffene Energiekonzern Leag sprach von einer Gefährdung der Stromversorgung. Die Polizei kündigte an, die begangenen Straftaten konsequent zu verfolgen.
„Wir nehmen hier und heute den Kohleausstieg selbst in die Hand“, erklärte die Aktionsgruppe „Unfreiwillige Feuerwehr“ zur Besetzung vom Montag. Das Verbrennen fossiler Energieträger zerstöre global und lokal Lebensgrundlagen. Der trockene Sommer 2022 verdeutliche erneut, dass die Klimakrise bedrohlich sei und „ein massives Umdenken und einen radikalen Wandel in vielen Lebensbereichen“ erfordere. Die Verstromung fossiler Energien müsse sofort beendet werden.
Ein Aktivist habe Gleise zum Kraftwerk mit seinem Rollstuhl blockiert, hieß es von der Protestgruppe. Auch weitere Aktivistinnen und Aktivisten hätten Gleisverbindungen blockiert. Eine andere Gruppe habe Kohlebunker auf dem Kraftwerksgelände besetzt und sich an Förderbändern festgekettet. Dadurch sei die Zulieferung von Kohle in das Kraftwerk unterbrochen worden, sagte ein Sprecher des Energiekonzerns Leag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Cottbus.
Im Zuge der Protestaktion hätten zunächst zwei der vier Kraftwerksblöcke mit jeweils 500 Megawatt Leistung heruntergefahren werden müssen, sagte der Leag-Sprecher. Damit habe zeitweise ein Gigawatt Strom nicht wie geplant zur Verfügung gestanden. Die Aktion sei ein ernsthafter Angriff auf die Stromversorgung. Zwei weitere Kraftwerksblöcke sind derzeit als Reserve regulär stillgelegt und sollen im Zuge der Energiekrise infolge des Ukrainekriegs nach derzeitiger Planung ab Oktober wieder Strom liefern.
Bei den Protesten handele es sich „um Straftaten, bei denen Gefahr für Leib und Leben Unbeteiligter bewusst in Kauf genommen werde“, erklärte Innenminister Michael Stübgen (CDU): „Wer Kraftwerke lahmlegt, spielt mit der Strom- und Wärmeversorgung von Krankenhäusern, Schulen und tausenden Haushalten.“ Stübgen sprach von „Klima-Extremisten“ und betonte, wer für seine Weltanschauung absichtlich andere in Gefahr bringe, sei „kein Aktivist, sondern ein Verbrecher“. Der Rechtsstaat müsse darauf „mit empfindlichen Strafen reagieren“.
An der am frühen Montagmorgen begonnenen Aktion an drei Standorten teils unmittelbar am Kraftwerk seien zunächst rund 30 Personen beteiligt gewesen, hieß es bei der Polizei in Cottbus. Bis zum späten Nachmittag seien acht angekettete Personen entfernt worden. Es kämen jedoch immer wieder neue Menschen widerrechtlich auf das Gelände. Die Straftaten würden mit aller Konsequenz verfolgt. Es gehe nicht nur um Hausfriedensbruch, sondern auch um die Störung öffentlicher Betriebe.
Die Braunkohleförderung im Tagebau Jänschwalde begann 1976. Im vergangenen Jahr wurden dort laut Leag gut neun Millionen Tonnen Kohle gefördert und im Kraftwerk Jänschwalde rund 13,3 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt.