Journalist Alt: Entwicklung beim Klimaschutz ist ernüchternd

Journalist Alt: Entwicklung beim Klimaschutz ist ernüchternd
08.09.2022
epd
epd-Gespräch: Von Alexander Nortrup (epd)

Hannover (epd). Der Autor und Journalist Franz Alt wirft der Bundesregierung vor, nur halbherzige Schlüsse aus der aktuellen Energiekrise zu ziehen. Dabei könne etwa der Ausbau regenerativer Energien bereits viel weiter sein, betonte der langjährige Moderator des ARD-Magazins „Report“ im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zudem kritisierte Alt, der sich seit rund 40 Jahren in Buchtiteln wie „Der ökologische Jesus“ mit dem Klimawandel auseinandersetzt, dass die Kirchen ihre Vorbildrolle beim Klimaschutz nicht ausreichend erfüllten.

Die Dramatik des Klimawandels sei den Handelnden in Politik und Kirche offenbar nicht hinreichend bewusst: „Wenn wir so weitermachen, ist bald Schluss mit dem Leben auf dieser Erde“, betonte Alt. Er selbst habe immer wieder Lösungsvorschläge für den Ausbau von erneuerbarer Energie gemacht, die Fortschritte seien aber ernüchternd: „Im Strombereich haben wir heute immerhin 50 Prozent, könnten aber längst bei 80 Prozent sein.“ Gerade in der Verkehrspolitik habe man „komplett versagt“.

Dennoch gebe es auch positive Beispiele für ökologischen Wandel. Die Stadt München etwa habe inzwischen eine Ökostrom-Quote von mehr als 90 Prozent. „Wo Politik wirklich will, geht vieles“, unterstrich Alt.

Zugleich räumte der 84-Jährige ein, dass politisch Verantwortliche wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) einen ungleich anspruchsvolleren Job hätten als er: „Mir war es wichtiger, als Journalist über Fragen aufzuklären, als an Lösungen zu arbeiten - und ich weiß, dass Letzteres weitaus schwieriger ist.“

Von den Kirchen forderte Alt größere Anstrengungen beim Ausbau regenerativer Energie: „Kirchen haben immer noch eine Vorbildfunktion, die sollten sie besser ausfüllen. Sie könnten überall Solaranlagen installieren - gewissermaßen Energie von ganz oben, aus dem Himmel.“ Das habe er schon vor 20 Jahren gefordert, die Fortschritte seien aber viel zu langsam: „Wenn nachhaltige Technik da ist, aber nicht genutzt wird, ist das ein ethisches Problem - und gerade da müssten Kirchen deutlich aktiver werden.“