Hamburg (epd). Durch gesunde Ernährung könnten die Menschen in Deutschland einer Studie zufolge drei Viertel der Treibhausgase aus der Landwirtschaft einsparen. Gleichzeitig würde die Landwirtschaft nur noch 60 Prozent der Äcker und Weiden für die Ernährung der Bevölkerung benötigen, wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die die Studie des Öko-Instituts in Auftrag gegeben hatte, am Dienstag in Hamburg mitteilte. Für die „Ernährungswende“ müssten Menschen in Deutschland den Konsum tierischer Lebensmittel um 75 Prozent verringern, so die Studie. Im Gegenzug werde sich der Verzehr von Gemüse, Obst, Nüssen und Hülsenfrüchten deutlich erhöhen.
Auf den frei werdenden Flächen könnten Lebensmittel für den Export erzeugt werden, um zusätzlich bis zu 70 Millionen Menschen zu ernähren. Alternativ könnten Wälder gepflanzt werden, um die Landwirtschaft in Deutschland treibhausneutral zu machen, so Greenpeace. Die Studie legte für die Berechnungen die „Planetary Health Diet“ der „EAT Lancet Kommission“ zugrunde, in der eine nachhaltige und gesunde Ernährung für eine wachsende Weltbevölkerung beschrieben ist.
Aktuell sei die Landwirtschaft in Deutschland für 13 Prozent des bundesweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich, das entspreche etwa 95 Millionen Tonnen klimaschädlicher Gase pro Jahr, hieß es. Für die Ernährung würden 81 Millionen Tonnen jährlich ausgestoßen, 80 Prozent davon stammten aus der Tierhaltung. „Die Ergebnisse sind deutlich. Mit einer Ernährungswende können wir nicht nur das Klima schützen, sondern auch Flächen sparen und ökologischer wirtschaften“, sagte Martin Hofstetter, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace.
Derzeit sei der Fleischkonsum in Deutschland mit rund 55 Kilogramm pro Person und Jahr „noch viel zu hoch“. Das verschärfe nicht nur die Klimakrise, sondern schade auch der Gesundheit. „Die Ernährungswende ist besser für den Planeten und für uns“, sagte Hofstetter. Sie senke das Risiko für viele Erkrankungen wie Diabetes, Darmkrebs und Herzinfarkte.
Mit der Umsetzung der Ernährungsempfehlung könnte die Tierhaltung in Deutschland um rund 75 Prozent schrumpfen, hieß es. Dadurch würden die Emissionen aus der Landwirtschaft reduziert und zugleich große Agrarflächen für andere Nutzungen frei, auf denen bisher Tierfutter angebaut wurde, so die Studie. Die Erzeugung von pflanzlichen Lebensmitteln sei viel klimafreundlicher als die von Fleisch und Milch und benötige weniger Fläche.
Greenpeace fordert von der Politik umfassende Maßnahmen, um das Ziel der Ernährungswende in den kommenden Jahren zu erreichen. Hofstetter: „Vor allem sind die Umweltkosten bei der Produktion von Milch und Fleisch einzuberechnen und die Viehbestände abzubauen.“