Berlin (epd). Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zeigt sich damit einverstanden, zwei deutsche Atomkraftwerke auch über den Jahreswechsel hinaus als Reserve für mögliche Engpässe in der Stromversorgung einsatzbereit zu halten. „Angesichts der schwierigen Lage ist der Vorschlag Robert Habecks, eine Reservekapazität für den Notfallbetrieb vorzuhalten, vernünftig“, erklärte Lemke am Montag in Berlin. Ihr Partei- und Kabinettskollege, Wirtschaftsminister Habeck, hatte zuvor bei der Vorstellung der Ergebnisse des sogenannten Stresstests der Netze vorgeschlagen, dass die beiden Meiler Neckarwestheim-2 in Baden-Württemberg und Isar-2 in Bayern bis längstens April 2023 für Notfälle zur Verfügung stehen sollen.
„Ich habe immer gesagt, dass wir das Ergebnis des Stresstests nüchtern bewerten, wenn es vorliegt“, sagte Lemke. Mit der Reserve-Regelung werde die Laufzeit der Atomkraftwerke nicht verlängert. Gleichzeitig würde eine verantwortliche Lösung für die Gewährleistung der Energiesicherheit vorgenommen. Für das Bundesumweltministerium als Bundesatomaufsicht habe auch für den Fall eines befristeten Notbetriebs nach dem 31. Dezember dieses Jahres die Gewährleistung der Sicherheit oberste Priorität, betonte Lemke.
Der Stresstest der Netzbetreiber kommt zum Ergebnis, dass „stundenweise krisenhafte Situationen im Stromsystem“ im bevorstehenden Winter zwar unwahrscheinlich seien, „aktuell aber nicht vollständig ausgeschlossen werden können“. Unter bestimmten Umständen könnten sich Risiken bündeln.
In Deutschland ist neben den AKWs Neckarwestheim-2 und Isar-2 noch der Meiler Emsland in Niedersachsen in Betrieb. Das Atomkraftwerk Emsland soll wie geplant Ende des Jahres vom Netz gehen.