Berlin (epd). Kurz vor dem Treffen des Deutsch-Polnischen Umweltrates haben Umweltverbände erneut einen Stopp des Oder-Ausbaus gefordert. Aus der jüngsten Umweltkatastrophe und dem massiven Fischsterben der vergangenen Wochen müssten Konsequenzen gezogen werden, sagten Vertreter des Deutschen Naturschutzrings (DNR) und des Umweltverbandes BUND am Freitag in Berlin. Die Oder und andere Flüsse müssten wieder naturnäher werden und mehr Auen für den Wasserrückhalt bekommen. Der Umweltrat will am Montag in Bad Saarow in Brandenburg zusammenkommen.
Der in Polen laufende Ausbau der Oder verstärke die negativen Folgen des Klimawandels für den Fluss, sagte Christian Wolter, Fließgewässerökologe und Oder-Experte am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Bauliche Maßnahmen wie Begradigungen führten dazu, dass Wasser schneller abgeleitet werde. Dies könne in Niedrigwasserphasen mit hohen Temperaturen zu zusätzlichen Problemen wie der aktuellen Algenblüte führen, die das Fischsterben ausgelöst habe. Die Flüsse müssten deshalb durch mehr Naturnähe fitter für den Klimawandel gemacht werden.
Polen müsse davon überzeugt werden, den Oder-Ausbau zu stoppen, sagte Florian Schöne vom DNR. Die Ausbaumaßnahmen seien „nicht mehr zeitgemäß“. In Polen gebe es noch viele große und hochwertige Auenwälder, fügte Sascha Maier vom BUND hinzu. Diese müssten erhalten werden. In Deutschland müssten die Bundesministerien für Umwelt und Verkehr beim Thema Flüsse enger zusammenarbeiten und ökologische Fragen stärker in den Blick nehmen, sagte Schöne: „Auch die Deutschen sind hier in der Pflicht.“