Weltkirchenrat wehrt sich gegen Antisemitismus-Vorwürfe

Weltkirchenrat wehrt sich gegen Antisemitismus-Vorwürfe

Frankfurt a.M. (epd). Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) mit Sitz in Genf hat Antisemitismus-Vorwürfe aus Deutschland erneut von sich gewiesen, hält aber an seiner Israelkritik fest. „Seit 1948 prangert der Weltkirchenrat beständig Antisemitismus an“, sagte der Direktor der ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten, Peter Prove, in einem am Freitag online veröffentlichten Interview des evangelischen Magazins „chrismon“.

Der aus Australien stammende Rechtsanwalt und Lutheraner reagierte auf die „Initiative gegen Judenfeindschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen“, die unter anderem von dem Grünen-Politiker Volker Beck unterstützt wird. Mit Blick auf die von Israel besetzten palästinensischen Gebiete sagte Prove, die Rolle der ökumenischen Bewegung könne nicht sein, „zu Unrecht zu schweigen, zu Gewalt und Menschenrechtsverletzungen gegenüber dem palästinensischen Volk einschließlich der Christen“.

„Die Leiter der palästinensischen Kirchen in Jerusalem senden eindringliche Hilferufe wegen eskalierender Angriffe: Körperliche Gewalt gegen Geistliche, Vandalismus und Angriffe auf Kircheneigentum“, sagte Prove weiter.

Der Boykott von Waren und Dienstleistungen aus israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten sei eine legitime Form des gewaltfreien Widerstands. Hingegen habe der ÖRK nie „Maßnahmen gegen Israel als Ganzes“ unterstützt. Dennoch müsse der ÖRK „achtgeben, dass wir nicht antisemitischen Stereotypen Raum geben, dass wir nicht denen beistehen, die sie verbreiten“, betonte Prove.

Im 1948 gegründeten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) sind nach eigenen Angaben 349 christliche Kirchen mit mehr als 550 Millionen Mitgliedern aus 120 Ländern zusammengeschlossen. Die katholische Kirche ist kein ÖRK-Mitglied. Vertreter der Mitgliedskirchen kommen vom 31. August bis 8. September zur 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe zusammen.