Bad Neuenahr-Ahrweiler (epd). Ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal haben am Donnerstag im Kurpark von Bad Neuenahr Einwohner, Angehörige der Einsatzkräfte und Vertreter von Landes- und Bundespolitik an die Opfer der Unglücksnacht erinnert. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) versicherte den Betroffenen im Ahrtal, dass die Region wieder aufgebaut werde.
Inzwischen gebe es bereits wieder zahlreiche Lichtblicke. Der Aufbauwille der Talbewohner zeige deren außerordentliche Heimatliebe, erklärte die Regierungschefin. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war zu der Gedenkfeier für die 135 rheinland-pfälzischen Flutopfer und zwei bis heute vermisste Menschen angereist, ergriff jedoch nicht das Wort.
„Die Dimension der Verletzung an Leib und Seele ist ohnehin unfassbar“, sagte Landrätin Cornelia Weigand (parteilos). „Am Ende aller Worte bleibt noch so viel Trauer.“ Auf eine für die Menschen an der Ahr unvorstellbare Weise habe sich „unser vertrautes Flüsschen in ein Monster verwandelt“.
In ihrer Ansprache beklagte die Kommunalpolitikerin, die die Flut als Verbandsbürgermeisterin der am stärksten zerstörten Verbandsgemeinde Altenahr erlebte, auch den langsamen Wiederaufbau der Region: „Die Brachen überall in unserem Tal sind auch in unseren Herzen.“ Die Herausforderungen verlangten von den Menschen so große Kräfte, dass viele daran zweifelten, der Aufgabe gewachsen zu sein.
Mehrere Flutopfer schilderten bei der Gedenkfeier ihre Erlebnisse in der Unglücksnacht, ihre Erschöpfung, aber auch die erlebte Hilfsbereitschaft. Michaela Sebastian aus Altenburg berichtete, wie sie die Bewohner eines Seniorenheims ins Dachgeschoss der Einrichtung rettete und dort zwei Tage lang auf Rettung und auf ein Lebenszeichen ihres Lebensgefährten wartete. „Auch wenn das Wasser so viel Schaden angerichtet hat, habe ich vom ersten Moment an erfahren, dass Menschen in bestimmten Situationen sofort zusammenwachsen“, sagte sie. Unter den vielen ehrenamtlichen Helfern habe sie „Freunde fürs Leben“ gefunden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte am Donnerstag ebenfalls das Ahrtal besucht und in den stark zerstörten Ortschaften Altenahr und Dernau Flutopfer getroffen. Anschließend reiste er zur zentralen nordrhein-westfälischen Gedenkfeier nach Euskirchen weiter.